Bild nicht mehr verfügbar.

Recep Tayyip Erdoğan zeigt seine Hände.

Foto: Reuters/Bektas

Ankara – Vor der Wahl in der Türkei hat Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan seinen inhaftierten Herausforderer Selahattin Demirtas für den Tod Dutzender Kurden mitverantwortlich gemacht. "Das Blut von 53 meiner Brüder klebt an den Händen von diesem Demirtas", sagte Erdoğan am Sonntag in der Kurdenmetropole Diyarbakir. "Den Preis dafür wird er früher oder später bezahlen."

Erdoğan bezog sich auf Tote bei Zusammenstößen in Diyarbakir und andernorts im Oktober 2014. Anlass war die Belagerung der kurdischen Stadt Kobane in Nordsyrien durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Demirtas ist Präsidentschaftskandidat und Ex-Vorsitzender der pro-kurdischen HDP, die damals zu Straßenprotesten aufgerufen hatte.

"AKP will eure Stimme"

Erdoğan rief die kurdische Minderheit dazu auf, bei den Präsidenten- und Parlamentswahlen am 24. Juni ihn und seine AKP zu wählen. "Die AK-Partei will eure Unterstützung, sie will eure Stimmen. Wir erwarten, dass ihr uns mit all eurer Kraft unterstützt", sagte er vor Tausenden Anhängern. "Der Staat der Kurden ist der Staat der Republik Türkei." Demirtas ist unter Terrorvorwürfen im westtürkischen Edirne inhaftiert. Diyarbakir ist eine seiner Hochburgen.

Demirtas teilte am Sonntag über Twitter mit: "Es hat sich abgezeichnet, dass die AKP die Wahl verlieren wird. Das ist der Grund dafür, dass sie mich in einem immer aggressiveren Ton zur Zielscheibe machen." Am Samstag hatte Demirtas sich über Twitter direkt an Erdoğan gewandt und geschrieben: "Jeden Tag diffamierst Du mich auf den Plätzen und im Fernsehen. Hier sind mir Hände und Arme gebunden. Trotzdem redest Du weiterhin hinter meinem Rücken. Aber denkst Du etwa, dass auch dem Volk Hände und Arme gebunden sind? Sie werden Dir die Antwort, die Du verdienst, am 24. Juni an der Urne geben."

Erdoğan geht als Favorit in die Wahl am 24. Juni. Ob er allerdings im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit erzielt, ist Umfragen zufolge ungewiss. Demirtas werden derzeit keine Chancen eingeräumt, als Zweitplatzierter in die Stichwahl gegen Erdoğan zu ziehen. Bis zu seiner Inhaftierung im November 2016 war Demirtas der rhetorisch schärfste Gegner von Erdoğan. Erdoğan wirft der HDP Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK vor. (APA, 3.6.2018)