Der US-Präsident wetterte gegen Einfuhrschranken für amerikanische Agrarprodukte. Sein Land sei im internationalen Handel jahrzehntelang benachteiligt worden.

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Washington/Peking – Wenige Tage vor dem Gipfeltreffen der sieben führenden Industrienationen (G7) feuert US-Präsident Donald Trump den Handelsstreit mit anderen wichtigen Wirtschaftsmächten weiter an.

Er warf am Montag China und Kanada Handelsbarrieren auf Agrarprodukte vor. "Inakzeptabel!", twitterte Trump. In dem Zusammenhang kritisierte er chinesische Aufschläge auf Sojabohnen.

Die britische Premierministerin Theresa May will in dieser Woche mit Trump über die US-Stahl- und Aluminiumzölle sprechen, die seit Freitag auch für Einfuhren aus der EU gelten. May werde ihre Enttäuschung darüber zum Ausdruck bringen, sagte ihr Sprecher.

Hohes Handelsbilanzdefizit

Aus Kreisen des französischen Präsidialamts verlautete, Präsident Emmanuel Macron werde womöglich am Rande des G7-Gipfels am Freitag und Samstag im kanadischen Quebec Gespräche mit Trump führen.

Trump hatte sich am Wochenende unnachgiebig gezeigt. Seinen Worten zufolge können die USA in dem Streit selbst im Falle einer Eskalation nur gewinnen, da ihr Handelsbilanzdefizit etwa gegenüber der EU und China bereits sehr hoch sei.

Trump-Berater: Gefahr für US-Wirtschaft durch US-Zölle

Vorsichtiger ist der Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump. Dieser hat eingeräumt, dass die neuen Strafzölle auch der Wirtschaft der USA schaden könnten. "Das könnte passieren, ich bestreite das nicht", sagte Larry Kudlow am Sonntag dem Sender Fox News. "Darauf muss man ein Auge haben." Die US-Wirtschaft laufe derzeit allerdings "auf Hochtouren".

Kudlow rechtfertigte Trumps Entscheidung dennoch. Sie ziele darauf ab, ein Welthandelssystem zu reformieren, in dem es zu viele Regelverstöße gegeben habe.

Trump sieht Jahrzehnte des Missbrauchs

"Beschuldigt nicht Trump", erklärte Kudlow. "Beschuldigt China, beschuldigt Europa, beschuldigt Nafta. Beschuldigt alle, die keinen Handel, keine Zölle und keinen Schutz, beruhend auf Wechselseitigkeit, wollen." Trump reagiere nur "auf Jahrzehnte des Missbrauchs".

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Larry Kudlow berät US-Präsident Trump. Strafzölle hält er für gerechtfertigt, auch wenn sie der US-Wirtschaft schaden könnten.
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Kudlow äußerte sich, nachdem die USA mit ihrer Zollentscheidung beim G7-Finanzministertreffen in Kanada völlig isoliert dagestanden waren und viel Kritik hatten einstecken müssen.

Beim letzten Treffen der G7-Finanzminister war der Konflikt der anderen Teilnehmer mit der US-Regierung in Zollfragen deutlich zutage getreten. Der deutsche Ressortchef Olaf Scholz hatte von einem ungewöhnlich starken Dissens gesprochen und die Hoffnung geäußert, dass es bei der bevorstehenden Zusammenkunft der Staats- und Regierungschefs zu einer Annäherung kommt.

Kanada empört über Strafzölle

Der kanadische Premier Justin Trudeau legte am Sonntag im US-Fernsehen mit Kritik nach. Angesichts der engen Freundschaft zwischen Kanada und den USA seien die Strafzölle "beleidigend und nicht hinnehmbar", sagte Trudeau dem Sender NBC.

Er erinnerte daran, "dass unsere Soldaten in den Bergen von Afghanistan Seite an Seite gekämpft haben und gestorben sind". Für diese Soldaten sei die Entscheidung der USA eine "Beleidigung".

Kudlow wies die Äußerungen zurück. "Ich denke, hier überreagiert er", sagte er. Kanada sei "ein guter Freund und Verbündeter der Vereinigten Staaten, niemand bestreitet das. Der Punkt ist aber: Wir müssen uns schützen."

Die US-Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl und zehn Prozent auf Aluminium gelten seit Freitag. Die Ausnahme, die die USA zunächst der EU sowie Kanada und Mexiko gewährt hatten, lief damit aus. (red, 4.6.2018)