Dietmar Kühbauers Resümee nach dem Relegationsrückspiel fiel ganz und gar nicht positiv aus: "Wir haben ein grottenschlechtes Spiel gemacht."

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St. Pölten – Der SKN St. Pölten hat den Kopf aus der Schlinge gezogen. Nach einer katastrophalen Bundesliga-Saison schaffte das abgeschlagene Schlusslicht über die Relegation noch den Klassenerhalt. Am Sonntag war in der NV-Arena gegen den SC Wiener Neustadt ein 1:1 samt schwacher Leistung genug, da es im Hinspiel am Donnerstag einen klaren 2:0-Sieg auf fremdem Terrain gegeben hatte.

Herztablette für Kühbauer

"Wir haben ein grottenschlechtes Spiel gemacht. Mir ist es ein Rätsel, wir haben einen komplett anderen Plan gehabt", war St. Pöltens Trainer Dietmar Kühbauer trotz erreichten Saisonziels nicht zum Feiern zumute. Sein Puls sei in der Schlussphase auf "270, 280" geklettert. "Jetzt brauche ich einmal ein Herztablette." Unter dem Strich stand trotz allem das Positive. "Wir sind oben", so Kühbauer.

St. Pölten beibt trotz einer miserablen Saison Bundesligist.
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Seine Mission kann als erfolgreich bezeichnet werden. Als dritter Trainer in der Saison nach Jochen Fallmann (bis Mitte September) und Oliver Lederer (bis Ende März) brachte er den stotternden Motor noch ins Laufen. "Es war eine ganz schwierige Saison, wir hatten viel Unruhe im Verein. Wir haben uns aber nicht hängen lassen und immer an uns geglaubt", sagte Abwehrspieler Michael Huber. Geglaubt hatte auch der erst am 1. April eingesetzte Kühbauer an das Team. "Jetzt kann ich gescheit daherreden, aber ich mache kein Ding, wo ich nicht davon überzeugt bin. Hier habe ich gewusst, dass es die Chance über die Relegation gibt, und es ist eingetreten", so der 47-Jährige.

Handlungsbedarf bei Kaderplanung

Durch den Klassenerhalt verlängerte sich sein Kontrakt. Auf ihn wartet viel Arbeit, es gilt eine neue Mannschaft zu formen. Einige Verträge laufen aus, darunter auch jene der ausgeliehenen Luan und David Atanga, der St. Pölten mit einem "Genieblitz", wie es Kühbauer bezeichnete, in der 44. Minute in Führung schoss. Viele Spieler haben zudem die Erwartungen nicht erfüllen können.

"Wir müssen sehr viel nachdenken, was nächste Saison passieren muss. Wir müssen schauen, dass wir sehr wohl Spieler kriegen, die uns helfen", sah Kühbauer akuten Handlungsbedarf. Die letzte Saisonpartie habe ihn in dieser Hinsicht bestärkt. "Spieltechnisch war es sehr wenig. Jeder hat gesehen, dass wir etwas machen müssen, damit wir nicht wieder so eine Saison erleben", verlautete der Ex-Rapidler.

Nur 20 Punkte

Es war die zweite Saison mit Abstiegskampf pur für die Niederösterreicher. Bei ihrer Rückkehr ins Oberhaus 2016/17 waren sie mit 37 Zählern nur um zwei Punkte als Neunter dem Abstieg entronnen. In der aktuellen Saison konnten nur 20 Punkte gesammelt werden, neun davon in den letzten drei Runden, in denen es um nichts mehr ging. Samt Relegation blieb St. Pölten im Saisonfinish fünfmal in Folge ungeschlagen, holte dabei vier Siege.

"Die letzten paar Runden geben Auftrieb. Es ist günstig für die neue Saison, wenn man die alte positiv abschließt", meinte Tormann Christoph Riegler. Seine Zukunft ist geklärt, er hat einen bis 2020 gültigen Vertrag. Sehr zur Freude von Kühbauer: "Er hat gezeigt, dass er einer der besten Tormänner in Österreich ist." Riegler bewahrte sein Team in der 77. Minute mit einer Glanzparade bei einem Salihi-Abschluss vor dem 1:2 und einer extrem heißen Schlussphase.

Ungewissheit um Mählich

Da drückte Wiener Neustadt erfolglos. "Heute hat die Mannschaft gespielt, wie ich sie kenne, verloren haben wir es am Donnerstag", meinte Coach Roman Mählich. Seine erste Saison in Wr. Neustadt könnte auch die letzte gewesen sein. "Sie kennen ja sicher die finanzielle Situation in Wiener Neustadt dieses Jahr. Man weiß auch, was finanziell auf die Liga ungefähr zukommt im nächsten Jahr. Vom Gefühl her wird es schwer werden, aber vielleicht sage ich das jetzt aus der Enttäuschung heraus, ich weiß es nicht", sagte der 46-Jährige. Vertragsgespräche hätten noch nicht stattgefunden. "Jetzt mache ich einmal Urlaub."

Sollten sich dabei Interessenten aus höheren Gefilden melden, wäre das sicher nach seinem Geschmack. "Wiener Neustadt war meine erste Profistation als Trainer, es war eine tolle Erfahrung, ich glaube, dass ich es ganz gut gemacht habe", resümierte Mählich. Das alles klang sehr nach Abschied. Wiener Neustadt muss wohl mit einem neuen Coach den vierten Anlauf auf die Rückkehr ins Oberhaus nehmen, und das in einer völlig neuen Sechzehnerliga. (APA, 4.6.2018)