Wien – Expoxidharze sind aus zahlreichen industriellen Fertigungsprozessen nicht mehr wegzudenken. Die ersten dieser speziellen Kunstharze wurden in den 1930er Jahren entwickelt, seitdem hat sich die Bandbreite an Verbindungen und Eigenschaften enorm aufgefächert – und dieser Prozess setzt sich immer noch fort. Die Forschungsgruppe von Robert Liska vom Institut für Angewandte Synthesechemie der TU Wien ist eine der Stellen, an denen neue Formeln für neue Einsatzmöglichkeiten entwickelt werden.

Die Wiener Forscher setzen auf Zusatzstoffe, die man gewöhnlichem Epoxidharz hinzufügt, um seine Eigenschaften anzupassen und eine gezielte Aushärtung auf Knopfdruck zu ermöglichen – benötigt wird dafür nur Licht. Eine neue Epoxidharz-Formel hat die TU inzwischen patentiert: Sie lässt den Prozess auch unter Wasser funktionieren.

Technische Universität Wien

Der entscheidende Vorteil ist, dass das Licht – bei manchen Verbindungen ein heller Blitz sichtbaren Lichts, bei anderen UV-Licht – nicht das gesamte aufgetragene Harz treffen muss. Stattdessen wird ein beliebiger Punkt bestrahlt. Damit beginnt eine Reaktion, die Wärme freisetzt. Diese Wärme breitet sich aus und setzt die chemische Kaskade auch anderswo in Gang, bis schließlich das gesamte Harz ausgehärtet ist – auch in dunklen Spalten, die man kitten möchte.

Dass selbst Wasser den Prozess nicht aufhält, liegt laut Liska vor allem daran, dass die chemische Reaktion das Wasser zum Kochen bringt. Es bilde sich zwischen dem erhärtenden Harz und dem umgebenden Wasser eine dünne Schutzschicht aus Wasserdampf.

Gemeinsam mit Partnern aus der Industrie sind die Forscher am Ideensammeln, um das Anwendungspotenzial ihrer Entwicklung auszuloten. Man könnte beispielsweise Risse in Brückenpfeilern oder anderen Bauwerken, die im Wasser errichtet sind, mit zähflüssigem Harz verkleben und dann mit einem Lichtblitz aushärten. Für die Sanierung von Rohrleitungen würde sich der Unterwasserkleber ebenfalls anbieten. (red, 5.6.2018)