Elle Mills spricht auf Youtube öffentlich über die Belastung durch ihre Tätigkeit, die einst ihr Traumjob war.

Foto: Youtube/Elle Mills

Nach außen wirkt das Leben von Twitch- und Youtubestars oft, als würden sie einen Traum leben. Gut gelaunt spielen sie Videogames, präsentieren Tipps und Tricks oder unterhalten ihr Publikum auf andere Weise. Es wirkt, als würden sie für ihr Hobby bezahlt.

Doch hinter der Kulisse des gelebten Traumes steckt harte Arbeit, die mitunter die Grenzen des Ertragbaren sprengt. Gleich mehrere, teils sehr bekannte Youtuber haben in den vergangenen Tagen ihre Probleme öffentlich gemacht.

Burnout mit 19

Er fürchte sich vor einem Zusammenbruch, der ihn ereilen könnte, erklärte etwa Ruben Gundersen. Ihn kennen seine Fans auch "El Rubius", er beschäftigt sich unter anderem mit Games – zuletzt "Fortnite". Mit 30 Millionen Abonnenten betreibt er den drittgrößten Channel auf dem Videoportal. Nun legt er eine Pause sein und hat sich ärztlichen Beistand geholt.

ElleOfTheMills

Auch andere, etwa Elle Mills, befasste sich mit dem Thema. Sie lud ein Video mit dem Titel "Burnout mit 19" hoch, in dem sie sich unter anderem während eines Nervenzusammenbruchs dokumentiert. Sie strebte seit jungen Jahren eine Karriere als Videomacherin an. Doch ihr Traumjob entwickelte sich ganz anders, als sie gedacht hatte.

"Warum bin ich so verdammt unglücklich?"

"Das ist alles, was ich jemals wollte. Aber warum bin ich dann so verdammt unglücklich?", erklärt sie in dem Clip. Mills berichtet von Dauerstress und dem ständigen Gefühl, unter Druck zu stehen. Panikattacken würden ihr signalisieren, dass sie nicht mehr weit von einem totalen Kollaps entfernt sei. In der Vergangenheit hatte sie bereits eine Auszeit genommen und eine Therapie gestartet, doch sie hat immer noch psychische Probleme.

Sie sei weiterhin in Behandlung und Unterstützung durch Freunde und Verwandte. Künftig werde sie ihr Wohlbefinden an erste Stelle reihen. Anderen Menschen, die mit ähnlichen Problemen kämpfen, empfiehlt sie, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Öffentlicher Job und viel Konkurrenz

Die jüngsten Fälle sind freilich nicht die ersten. Auch die Youtube-Titaten Pewdiepie und Jake Paul sind in der Vergangenheit schon in den Burnout geschlittert. Allerdings, so schreibt Polygon, scheinen es immer mehr zu werden. Dafür gibt es mehrere Faktoren.

Da wäre etwa der Druck, angesichts großer Konkurrenz relevant zu bleiben. Es gilt, unter der großen Menge an Videomachern aufzufallen und Publikum zu binden. Nicht nur auf Youtube selbst, sondern auch auf anderen Kanälen. Ein Verhalten, das zu einer Art Sucht werden kann.

Burnouts in einem Umfeld, in dem man sehr öffentlich ist und unter starkem Konkurrenzdruck steht, kommt häufig vor, heißt es dazu von der US-Organisation National Alliance on Mental Illness. Man könne sich behelfen, in dem man sich strikte Stundenpläne aufstellt und versucht, die Arbeit nach einem Drehtag hinter sich zu lassen, doch wenn man mitunter sein Privatleben zum Inhalt macht, lässt sich eine solch saubere Trennung kaum bewerkstelligen.

PewDiePie

Strenger Algorithmus, wenig Transparenz

Aber auch Youtube selbst macht seinen Kreativen das Leben nicht leichter. Immer wieder wird der Algorithmus geändert, der Nutzern Videovorschläge anzeigt. Gleichzeitig wurden die Kriterien für die Aufnahme in Werbeprogramme verschärft und die Erträge gesenkt. Und für die Aufnahme in den ertragreicheren Premiumdienst "Youtube Red" qualifizieren sich nur wenige. Zudem scheint man sich außerdem zunehmend auf Inhalte zu konzentrieren, die mehr klassischem TV-Format entsprechen.

Der Algorithmus, so die gängige Annahme, bevorzugt Videos, die mindestens zehn Minuten lang sind. Wer mehr als 10.000 Abonnenten hat, sollte zudem täglich neuen Content hochladen. Die Fanbasis wachsen zu lassen und relevant zu bleiben, verlangt also ein immenses Arbeitspensum. Gleichzeitig beklagen sich selbst große Videomacher wie Pewdiepie übermangelnde Transparenz. Es sei kaum nachvollziehbar, wenn Youtube etwa bestimmte Zugriffe für die Monetarisierung nicht zählen würde.

Pause als einzige Option

Hilfestellung für überlastete Youtuber gibt es scheinbar nicht. Es ist nicht klar, ob das Unternehmen jemals einem "Creator", der seine Probleme publik gemacht hat, professionelle Hilfe angeboten hat.

Derweil, so scheint es, ist der einzige Ausweg für die Betroffenen das Einlegen einer (teuren) Pause, die sie oft erst einlegen, wenn sie schon über ihre eigenen Grenzen gegangen sind. (red, 09.06.2018)