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Der russische Journalist Arkadi Babtschenko mit Geheimdienstchef Wassili Grizak und Ermittler Juri Luzenko.

Foto: ap

London – Nach dem fingierten Mord an dem russischen Journalisten Arkadi Babtschenko fühlten sich einige Journalisten wohl gefrotzelt, waren sie doch auf die Falschinformationen der ukrainischen Regierung hineingefallen. Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen kritisierte etwa, dass die "Glaubwürdigkeit der journalistischen Zunft" beschädigt wurde.

Die Monitoring-Abteilung der britischen BBC hat nun – im Nachhinein – Hinweise veröffentlicht, an denen Journalisten hätten erkennen hätte können, dass an dem Mord an Babtschenko etwas nicht stimmt.

Fotos decken sich nicht mit Aussagen

Der angebliche Tod Babtschenkos wurde von einem Sprecher der ukrainischen Polizei, Yaroslav Trakalo, verkündet. Laut ihm sei Babtschenkos Leiche vor seiner Wohnungstür gefunden worden. Der Journalist sei anschließend auf dem Weg ins Krankenhaus verstorben.

Ein Foto, das sich in ukrainischen Medien verbreitete, zeigt Babtschenko aber auf einem polierten Holzboden, wie man ihn vor allem in Wohnungen vorfindet. Fernsehbilder vom Bereich vor Babtschenkos Wohnung zeigen außerdem einen anderen Boden. Laut BBC stelle das Foto auch in Frage, dass der Journalist auf dem Weg ins Krankenhaus verstarb, da auf dem Foto niemand zu sehen ist, der sich um den offenbar schwer verletzten Babtschenko kümmert.

Poroschenkos verdächtige Stille

Die BBC verwunderte außerdem die Stille des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko, der laut BBC "keine Möglichkeit, Russland zu kritisieren, auslasse". Nach der Ermordung des weißrussischen Journalisten Pavel Sheremet im Juli 2016 verkündete Poroschenko noch am selben Tag, Untersuchungen einleiten zu lassen.

Rätselhafte Polizeipräsenz

Die BBC verweist außerdem auf die ukrainische Website Hromadske, die Stunden nach Babschenkos angeblichem Tod Quellen zitierte, nach denen die Polizei am Morgen vor dem Mord nach Überwachungskameras im Haus Babschenkos gesucht haben soll.

Der Kiew-Korrespondent der BBC, Jonah Fischer, war außerdem über die kaum präsente Polizei nach dem angeblichen Mord verwundert, wie er auf Twitter mitteilte.

Auffällig waren laut BBC auch das schnell verfügbare Phantombild und die Social-Media-Aktivitäten Babtschenkos.

Die Abteilung BBC Monitoring des britischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks beobachtet Medien aus aller Welt. (red, 4.6.2018)