Freie Materie schwebt in einem bunten Nirwana? Weit gefehlt, denn Walter Schmögners Leinwand aus dem Jahr 2008 titelt "Selbstporträt – 50 Jahre später".


Foto: Infeld Haus der Kultur

Halbturn – In Walter Schmögners frühen Cartoons konnte man in der Badewanne jämmerlich ersaufen oder tot vom Fernsehsessel kippen. Gellende Wecker verwandelten sich in eine Art verwesenden Kadaver aus Würmchen und Schräubchen und am Ofen scheinbar friedlich vor sich hin dampfende Teekessel in explodierende Bomben.

Tückisch und hinterfotzig präsentiert sich das Leben in Schmögners Serien Welt der Katastrophen und Böse Bilder. In den frühen 1970er-Jahren zierten sie die Titel von Magazinen des Daily Telegraph und der Zeit oder das Cover des japanischen Mad-Heftes. Das unheilvolle Schicksal, Schmögner lässt es im Alltag lauern. Ganz oft lässt er das Schlechte aber – kometengleich – von oben herunterkrachen. Krawumm! Platsch! Meteoriten persiflieren also die sprichwörtlich guten Gottesgeschenke aus dem Himmel.

Was die mehr als 45 Jahre alten Comics mit Schmögners formal viel freieren Zeichnungen und Malereien seiner Karriere zu tun haben? Vielleicht ist es dieses "Oben". Es ist diese dynamische Welt der Kometen und Planeten, an die man sich in vielen seiner Bilder und Blätter erinnert fühlt. An Materie, die sich wie bei einer Detonation in wilde Kritzel und auseinanderberstende Formfragmente auflöst. Wirbelnde Linienstrudel und Farbspindeln erinnern an Planetenumlaufbahnen, auseinandersprengende Linien an Strahlen und Zentrifugalkräfte. Urknallbilder.

Seine Halluzinationen aus fremden Galaxien paart Schmögner, der seit 1996 für den STANDARD Comicstrips zeichnet, aber auch mit unserer Welt. Da schlummern in Kokons verpuppte Aliens in Vitrinen oder purzeln Fantasieinsekten im LSD-Rausch durch ein schwarzes Nirwana.

Walter Schmögner, 1943 in Wien geboren, feiert nächsten Montag seinen 75. Geburtstag. Aus diesem Anlass ist ihm im privaten Ausstellungshaus Infeld Haus der Kultur im burgenländischen Halbturn eine Ausstellung gewidmet. Die Schau präsentiert die Vielfalt des Malers, Grafikers, Zeichners und Buchillustrators: quasi ein Ausflug ins Schmögner'sche Universum. (Anne Katrin Feßler, 4.6.2018)