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Wizz Air will die Flotte am Wiener Flughafen verstärken. Ab kommendem Jahr sollen fünf Maschinen zu 30 Zielen abheben.

Foto: Reuters

"Finanziell nicht tragfähig, gewerkschaftlich überorganisiert, ineffizient. Wer will die Alitalia kaufen? Wir sicher nicht. Wir interessieren uns für für Assets und Slots." József Váradi strotzt vor Zuversicht. Diesen Montag ist der Chef der ungarischen Billigairline Wizz Air, die seit kurzem auch von Wien aus abhebt, ein gefragter Mann. Die lokale Prominenz streut dem 52-Jährigen am Heimatflughafen Budapest großzügig Rosen.

Von einem Meilenstein ist die Rede und von einer inspirierenden Erfolgsstory. Einer, die darauf basiert, noch kostengünstiger zu operieren als die Konkurrenz. Einer, die auch in Budapest ihren Ausgang nahm, denn vor 14 Jahren hob hier die erste Maschine der 2003 von Váradi mit Partnern in London gegründeten Airline mit Firmensitz im steuerschonenden Genf ab.

Wachsende Flotte

Am Montag wuchs die Flotte auf 100 Maschinen. Zur Feier des Tages sind zahlreiche Gäste zum Flughafen Liszt Ferenc – benannt nach Franz Liszt – angereist. Liszt gibt man aber nicht. Passend zum Ultra-Low-Cost-Gedanken dröhnen flotte Beats aus der Konserve, und eine glitzernde Fächer schwenkende Girlietruppe macht ein bisschen Trara.

In weniger als zehn Jahren will Wizz 300 Flugzeuge in der Luft haben und 100 Millionen Menschen befördern, bekräftigt Váradi die Ziele. Derzeit transportieren die Ungarn 30 Millionen Passagiere jährlich. Wizz würde damit Ryanair auf den Pelz rücken. Im laufenden Jahr peilen die Iren 139 Millionen Fluggäste an.

Junge Crews als Wunderwaffe

Anders als bei Ryanair trübt kein Wölkchen Váradis Zuversicht. Während Europas größte Billigairline notgedrungen Gewerkschaften akzeptieren muss und davon ausgeht, dass steigende Ölpreise, Personalkosten und stagnierende Ticketpreise künftig am Profit knabbern, erwartet Wizz Air im kommenden Jahr ein Viertel mehr Gewinn.

Váradi, der das Handwerk bei der 2012 gegroundeten ungarischen Staatsairline Malév lernte, will diesen Widrigkeiten trotzen. Als eine der Wunderwaffen gilt ihm neben den günstigen jungen Crews und Basen dort, wo Gebühren niedrig sind, das neue Fluggerät, das auch ab Wien zum Einsatz kommt.

Künftig fünf Maschinen in Wien

Der Airbus A321 ist energiesparend und auch größer als die Flieger der Konkurrenz. Während Ryanair jüngst weitere Boeing 737 MAX mit 197 Sitzen orderte, fasst die A321 bis zu 239 Passagiere. Váradi ist davon überzeugt, dass der steigende Ölpreis die Spreu vom Weizen trennen werde. Wizz wolle im Konsolidierungsprozess eine Rolle spielen. Quasi aus der zweiten Reihe. Von dort aber Vollgas voraus.

So wie in Wien. Nächstes Jahr sollen hier fünf Maschinen zu 30 Zielen abheben, künftig wohl mehr: Wien sei ein Wachstumsmarkt. Allein schon, weil vielen Ungarn Wien geografisch näher liegt als Budapest.

Keine Angst vor billiger Konkurrenz

Die pleitegegangene Niki hingegen hätte zum Geschäftsmodell nicht gepasst. "Viel zu komplex", sagt Váradi. Sorgen, dass angesichts des wachsenden Billigairline-Angebots durch Vueling oder Laudamotion Wien zu eng werde, hat er nicht. "Ich habe großen Respekt vor Niki Lauda als Rennfahrer, nicht ganz so großen vor Lauda als Airliner."

Nur die stärksten würden durchhalten, Wizz zähle dazu. Auch der Umstand, dass man sich vielleicht künftig, anders als bisher, mit Gewerkschaften und Kollektivverträgen anfreunden muss, bekümmert den Airlinemanager nicht. "Die Arbeitskosten machen gerade einmal acht Prozent der Gesamtkosten, das ist nicht spielentscheidend." (Regina Bruckner aus Budapest, 4.6.2018)