Berlin – Amnesty International hat eine unabhängige Untersuchung möglicher Kriegsverbrechen durch die US-geführte Koalition beim Kampf gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in deren syrischer Hochburg Raqqa gefordert. Es gebe Hinweise, dass die US-geführten Streitkräfte bei ihren Granaten-, Artillerie- und Luftangriffen nicht genug dafür getan hätten, zivile Opfer zu vermeiden.

Der Einsatz unpräziser Waffen in dicht bewohnten Stadtteilen verstoße gegen Prinzipien des humanitären Völkerrechts, kritisierte die Menschenrechtsorganisation am Dienstag. Sie veröffentlichte den Bericht "War of Annihilation" anlässlich des ersten Jahrestags des Beginns der Offensive auf Raqqa am 6. Juni 2017. Die Stadt am Euphrat war nach monatelangen erbitterten Kämpfen schließlich von den kurdisch-arabischen SDF-Einheiten eingenommen worden.

Hohe Opferzahlen

"Die Angriffe der US-geführten Koalition haben hunderte Menschen das Leben gekostet, tausende wurden verletzt", erklärte der Amnesty-Experte Ilyas Saliba. "Die hohen Opferzahlen ebenso wie das Ausmaß der Zerstörung in der Stadt lassen daran zweifeln, dass die Streitkräfte der US-geführten Koalition genug getan haben, um zivile Opfer zu vermeiden." Die Mitglieder der Koalition müssten umgehend eine unabhängige Untersuchung einleiten, forderte Amnesty. (APA, 5.6.2018)