Der Italiener bezieht sich auf das Auto, nicht auf den Testfahrer – ich bin schließlich Südtiroler und damit bestenfalls Beute-Italiener. Der Italiener, das ist eine SUV-mäßig zurückhaltende Interpretation des Themas, und die wollen wir uns jetzt über die Feiertage ein wenig genauer ansehen.

Impressionen

Manet hatte zum Déjeuner sur l'herbe geladen, zum Frühstück im Grünen. Gute Idee, so ließen sich zwar keine Impressionisten, aber doch reichlich Impressionen sammeln. Zum Beispiel die, dass man mit Frontantrieb, wie in unserem Testwagen (es gibt den 500 X auch mit Allrad), Schotter-, Wald- und Wiesenwege locker bewerkstelligt, sehr viel mehr aber nicht wirklich. Das hat er mit etlichen SUVs dieser Größenordnung, die großteils überhaupt nur Frontantrieb bieten, gemeinsam.

Kopfsteinpflaster: geht. Schotter: geht. Waldweg: auch. Locker. An wesentlich mehr Gelände sollte man sich mit der Frontantriebsversion aber nicht heranwagen.
Foto: Andreas Stockinger

Das Picknickaccessoire bringt man locker unter im Kofferraum, großes Gepäck für den großen Urlaub aber nicht. Gut, was will man in der Hinsicht schon erwarten von einem SUV in Golf-Größe.

Fellini-Filme

Also raus ins Grüne. Startknopf drücken statt Schlüssel umdrehen, auch diese Konzession an die modernen Zeiten hat Fiat (neben dem Aufrüsten auf SUV-Standard) selbst beim Cinquecento längst gemacht. Wie überhaupt der putzige Italiener bis auf den Retrostil kaum mehr etwas gemein hat mit den Vorvorgängern, die man als Kinogeher vielleicht erstmals in Fellini-Filmen zu lieben gelernt hat. Wer konnte, hat später damit zu fahren probiert. Die richtige Drehzahl zu finden war eine Wissenschaft: auskuppeln, in den Leerlauf schalten, einkuppeln, Zwischengas geben, auskuppeln, den gewünschten Gang einlegen, einkuppeln, weiterfahren. Den ersten Gang gab man am besten im Stehen ein. Andernfalls gab es einen wenig schmeichelhaften Gruß vom Getriebe. Aber das ist, wie gesagt, Schnee von vorvorgestern.

Geschalten wird vom Test-500er-X mit einem Doppelkupplungsgetriebe.
Foto: Andreas Stockinger

Der Fiat 500 X Mirror, mit dem wir unterwegs sind, lässt sich erst gar nicht schalten, das erledigt das Automatik-Doppelkupplungsgetriebe ganz von allein. Etwas antrittsschwach ist er schon, der Cinquecento. Wird er richtig getreten, kommt er mit etwas Verzögerung dann doch auf Touren. Dank Tempomats lässt sich auf der Autobahn Richtung Picknickdestination sehr entspannt cruisen.

Platzangebot

Im Inneren überzeugt der Fiat mit geschmackvollem Design im klassischen Cinquecento-Stil. Auch das Platzangebot vorn ist gut. Hinten gibt es theoretisch Platz für drei Personen, wobei dies in der Praxis wohl eher Kinder sein werden. Zwei Erwachsene, sofern sie nicht Übergröße haben, reisen jedenfalls auch auf der Rückbank bequem.

Sparsam sind die Innenraumdesigner mit Ablageflächen umgegangen. Dafür gibt es vorn wie hinten und auch in der Mittelkonsole Einlässe, in denen man wahlweise Mineralwasserflaschen oder Kaffeebecher kippsicher abstellen kann. Wer sich über den schnellsten Weg von A nach B nicht sicher ist, dem hilft Tomtom, das Navi. Uns musste es nichts zeigen, uns reichte die Impression. Der Ausblick war herrlich, Manet hätte eine Freude gehabt. (Günther Strobl, 13.6.2018)

Foto: Andreas Stockinger

ZWEITE MEINUNG

Fiats kompakter Beitrag zum Boomsegment ist ein Typ, der kaum nach SUV aussieht. Das kann, je nach Neigung, Vor- und Nachteil sein. Der ganz große Erfolg scheint ihm jedenfalls bisher nicht beschieden, außerhalb Italiens sieht man den 500 X relativ selten; nach Abenteuer, eben SUV, aussehen, das kriegt das Schwestermodell Jeep Renegade besser hin. Innen treffen wir auf Italo-Chic und Designkompetenz, sehr sympathisch, der Kompaktheit gestundet ist der überschaubare Kofferraum. Antriebskapitel? Antrittsschwacher 120-PS-Diesel mit Doppelkupplung. (Andreas Stockinger)