Während US-Viehzüchtern harte Zeiten drohen, dürften sich amerikanische Grillfans über besonders günstige Schweinekoteletts freuen.

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Wer sich auf die amerikanische Grillsaison freut, ist hoffentlich kein Vegetarier. Denn die Schweine- und Rinderbauern auf der anderen Seite des Atlantiks befürchten nun, zu den vielleicht größten Verlierern des von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelsstreits zu werden.

Seit Trump letzten Donnerstag der EU, Kanada und Mexiko Strafzölle von 25 Prozent für Stahl- und zehn Prozent für Aluminiumimporte aufgebrummt hat, sehen sich Fleischproduzenten in den Vereinigten Staaten von einer Doppelbelastung bedroht: Erstens durch teurere Stahlpreise – denn aus Stahl bestehen Zäune, landwirtschaftliche Geräte, Traktoren und Werkzeuge, die täglich im Einsatz sind, und zweitens, weil nun Mexiko, der größte Absatzmarkt für amerikanisches Schweinefleisch, darüber nachdenkt, sich mit Strafzöllen von 20 Prozent auf Schinken und Schweineschultern zu revanchieren. Dies wäre ein weiterer Schlag für die US-Viehzucht, nachdem China bereits Zölle von 25 Prozent gegen amerikanische Schweinefleischexporte verhängt hat. Mexiko strebt außerdem wie die EU wegen der Strafzölle ein Streitschlichtungsverfahren bei der Welthandelsorganisation WTO an.

Schweinefleischpreise sinken

Laut Angaben der Iowa Pork Producers Association (IPPA) ist Iowa der US-Bundesstaat mit der größten Schweinefleischindustrie. Zwischen 40 und 50 Millionen Schweine produziert Iowa jährlich und ist damit für ein Drittel der nationalen Schweinefleischversorgung verantwortlich. Etwa ein Drittel des sowohl in Iowa als auch im ganzen Land produzierten Schweinefleisches wird exportiert. Export-Erträge machen derzeit fast 40 Prozent des Wertes eines durchschnittlichen Schweines aus. Das könnte sich nun dramatisch ändern. Denn in den letzten Wochen sind Schweinefleischpreise gesunken. Iowas Schweinefleischproduzenten soll das bislang etwa 560 Millionen US Dollar gekostet haben, meint Dermot Hayes, ein Wirtschaftswissenschaftler an der Iowa State University. Jim Heimerl, Präsident des National Pork Producers Council, und ein Schweinebauer aus Johnstown, Ohio, sagte: "Der National Pork Producers Council hat konsistent seine Besorgnis über Vergeltungsmaßnahmen gegen die US-Landwirtschaft und auch Schweinezucht ausgedrückt".

Im letzten Jahr sei amerikanisches Schweinefleisch im Wert von 1,5 Milliarden Dollar nach Mexiko exportiert worden, und Fleisch im Wert von 792 Millionen Dollar nach Kanada, dem viertgrößten Exportmarkt der Industrie. Ein unsicherer globaler Exportmarkt habe zu einem beträchtlichen Werteverlust für US-Schweinefleischproduzenten geführt. Diese Erschütterung des Marktes käme zudem zu einem Zeitpunkt, an dem die Scheinefleischproduktion der Vereinigten Staaten im Rekordtempo ausgebaut werde. Der Schweinefleischexport sei für über 110.000 amerikanische Jobs verantwortlich.

"Wir rufen zu einem Ende dieser Handelsstreits auf, sodass hart arbeitende US-Schweinebauern wieder das tun können, was sie am besten machen", sagte Heimerl.

Trump beruhigt

Der Unmut der amerikanischen Bauern in Kentucky, Iowa, Kansas und anderen Agrarstaaten der USA ist auch schon nach Washington gedrungen. Gestern Nachmittag versuchte Präsident Trump, Bauern und urrepublikanische Wähler im mittleren Westen per Tweet zu beschwichtigen. "Den Bauern geht es seit 15 Jahren nicht gut", twitterte er. "Mexiko, Kanada, China und andere haben sie unfair behandelt. Wenn ich fertig mit den Handelsgesprächen bin, wird sich das ändern. Große Handelsbarrieren gegen US-Bauern und andere Unternehmen, werden gebrochen sein. Keine massiven Handelsdefizite mehr!"


(Jedidajah Otte, 5.6.2018)