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IT-Riese Apple hat seine jährliche Entwicklerkonferenz WWDC eröffnet. Im Convention Center von San Jose präsentierte man zahlreiche Neuerungen zur eigenen Software. Mit Updates bedacht wurden das mobile Betriebssystem iOS, die Desktopplattform macOS, die Smartwatch-Software watchOS und auch das tvOS des Apple TV.

Neue Hardware wurde, wie erwartet, nicht vorgestellt.

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Augmented-Reality-Update für iOS

iOS 12 soll deutlich leistungsfähiger werden. Dazu wird das System künftig bei plötzlicher Last die Taktrate der CPU sofort auf das Maximum anheben und erst danach bei Bedarf senken, statt sie langsam zu steigern.

Einen großen Fokus legt man auf Augmented Reality. Man schafft dafür ein eigenes Dateiformat namens USDZ. Dieses soll nicht nur auf iOS zu öffnen sein, sondern auch auf macOS. Adobe hat bereits seinen Support für die Creative Cloud zugesagt. Entstanden ist es in Zusammenarbeit mit der Animationsfilm-Firma Pixar.

Dazu gibt es neue AR-Funktionen. Über die iPhone-Kamera soll man künftig auch in der Lage sein, Größen zu messen. Auch in Apple News soll das Format Verwendung finden. Damit lassen sich etwa interaktive 3D-Animationen in Nachrichten einbetten. Webshops können damit Nutzern die Anpassung von Artikeln und eine 3D-Vorschau anbieten, bei der sich ein Artikel in seiner virtuellen Form über die reale Welt legen lässt, um einen besseren Eindruck zu bekommen.

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AR Kit 2.0

Die Basis für die Umsetzung dieses Formats und neuen Features bietet die Schnittstellensammlung AR Kit 2.0. Entwickler sollen damit künftig gemeinsam etwa AR-Games mit- oder gegeneinander spielen können. Neben einer Beispielapp hat man auch gleich einen namhaften Partner, der Inhalte liefert, die sich mit den AR-Kapazitäten von iOS nutzen lassen: Lego.

Mit einer Multiplayer-App kann man gemeinsam Städte bauen und Probleme lösen – etwa wenn ein Brand ausbricht. Die bisherige Kreation lässt sich abspeichern und an der gleichen Stelle wieder laden. Das Spiel soll noch im Laufe diesen Jahres erscheinen.

Gemeinsame Alben, Siri-Shortcuts

Ein Update erhält auch die "Fotos"-App. Sie soll künftig schon im Vorfeld erahnen, was man suchen möchte. Künftig kann man über Keywords auch Ereignisse suchen. Geht man etwa mit Freunden essen, so schlägt sie anschließend vor, dort gemachte Aufnahmen mit ihnen zu teilen. Entsprechende Personen werden via Gesichtserkennung vorgeschlagen.

Auch für die anderen Teilnehmer gilt das, sodass am Ende ein vollständiges, für alle Teilnehmer zugängliches Album zu schaffen. "Fotos" stellt die Bilder in voller Auflösung zur Verfügung und ist Ende-zu-Ende verschlüsselt.

Siri wird um eine "Shortcut"-Funktion erweitert. Das ermöglicht es Apps, eigene Kommandos zu definieren. Mit "Siri, ich habe meine Schlüssel verloren", kann Siri etwa den Bluetooth-Schlüsselbundtoken "Tile" läuten lassen.

Nutzer können außerdem eigene Sprachbefehle über die "Shortcuts"-App erstellen. Funktionieren soll das über ein einfaches Drag-and-Drop-Menü. Für häufige Tätigkeiten – etwa morgendliche Kaffeebestellungen oder den Abruf bestimmter Informationen – werden Vorschläge geliefert. Dabei lassen sich auch mehrere Aktionen verknüpfen, um etwa mit einem Befehl den Weg nach Hause angezeigt zu bekommen und einen Radiosender auf Apple Music zu starten.

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Mehr Standard-Apps für iPads

Einige Standard-Apps erhalten Überarbeitungen und Verbesserungen. Neben einer neugestalteten Aktienübersicht bekommt "Stocks" nun auch Apple News-Integration. Zu den jeweiligen Unternehmen erhält man relevante Nachrichten. Die Börsen-App landet nun auch am iPad und macht sich dort den größeren Bildschirm zunutze.

Apples Tablets werden auch um Voice Memos aufgerüstet. Die Reader-App iBooks wurde komplett umgestaltet und heißt nun Apple Books. Der Store für Leseinhalte bekommt ebenfalls ein frisches Interface. Einen Schritt zur Öffnung macht Apples Carplay – es unterstützt künftig auch andere Navigationsapps.

Digitales Gesundheitsmanagement

Wie schon zuvor durchgesickert, legt Apple auch einen Schwerpunkt auf Nutzergesundheit. Der neue "Do Not Disturb During Bedtime"-Modus blendet zu Schlafenszeiten alle Benachrichtigungen aus, stellt Anrufe stumm und zeigt ausschließlich die Uhrzeit an. Der Zeitraum für den Modus lässt sich nach Bedarf einstellen.

Ein auf Android bereits bekanntes Feature landet ebenfalls in iOS 12. Künftig kann man für jede App genaue Benachrichtigungseinstellungen vornehmen. "Grouped Notificiations" bündelt die Notifications zudem nach App und App-Kategorie und soll mehr Übersicht schaffen.

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Nutzer erhalten künftig wöchentlich einen detaillierten Bericht. Dieser listet, welche Apps man wie oft verwendet, wie viele Notifications man von einem Programm erhalten hat, wie oft man das Handy verwendet hat und andere Daten, die dabei helfen sollen, den eigenen Handykonsum zu regulieren. Eltern erhalten einen solchen Report auch für die Geräte ihrer Kinder.

Wer zu sich selbst besonders streng sein will oder die digitalen Aktivitäten des Nachwuchses zügeln möchte, kann mit "App Limits" Programme nach Kategorie und auch jede App einzeln regeln. Möglich sind unbeschränkte Verwendung, ein komplettes Verbot, aber auch tägliche Zeitlimits, an welche man vor Ablauf erinnert wird.

Facetime-Gruppenchats mit 32 Teilnehmern

Augenzwingernd als "Breakthrough" angekündigt wurde eine Erweiterung für die AR-Emojis im Messenger, die "Animojis". Künftig gibt es nicht nur neue Figuren wie den Geist oder T-Rex, sondern auch Zungenerkennung. Wer seinen 3D-Kothaufen künftig die Zunge zeigen lassen möchte, kann das nun tun. Eine Anleihe bei Samsung nimmt man mit den individualisierbaren "Mimojis".

Der Videomessenger Facetime ermöglicht künftig Videoanrufe mit Gruppen. Gleich bis zu 32 Personen sollen daran teilnehmen können. Dazu wird Facetime mit dem Messenger verknüpft, sodass man etwa aus einem Gruppenchat direkt in eine Videokonferenz mit den gleichen Teilnehmern springen kann. Wenn eine Person gerade spricht, wird ihr Kameraausschnitt automatisch vergrößert. Dies kann freilich auch manuell gemacht werden. Außerdem können Echtzeit-AR-Filter genutzt werden.

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Neue Sportfunktionen für watchOS

Vorgestellt wurde auch watchOS 5, das eine Reihe von Verbesserungen für die Apple Watch bringen soll. Künftig sollen eine Reihe neuer Sportaktivitäten – etwa auch Yoga und Wandern – erkannt werden und die Smartwatch sich mit verschiedenen Fitnessgeräten verbinden können. Awards sollen für mehr Motivation durch den Konkurrenzkampf mit Freunden bieten. Läufer können für ihre Runs nun genauere Konfigurationen festlegen, darunter auch einen Alarm, wenn sie ein gewisses Pulslevel überschreiten.

Die Uhr schlägt zudem nun automatisch eine Erfassung vor, wenn sie den Start eines Workouts erkennt. Auch wenn man diese erst nachträglich aktiviert, werden Daten seit dem Beginn berücksichtigt. Ebenso erkennt sie auch das Ende eines Workouts.

Walkie Talkie und Studentenausweise

Neu in watchOS ist auch eine Walkie-Talkie-App. Damit ermöglicht man Dauergespräche mit Push-To-Talk-Funktion, die über das Telefonnetz, als auch über das Internet läuft. Das Siri-Watchface wird aufgefrischt und ermöglicht eine bessere Übersicht über relevante Informationen und Support für Shortcuts. Auch Informationen und Shortcuts der Apps anderer Anbieter, etwa Nike+ Run, werden nun unterstützt.

Um Siri über die Uhr anzusprechen braucht es künftig keine Ansprache mit "Hey, Siri" mehr. Es reicht nun, einfach die Hand anzuheben und das Handgelenk zu drehen. Über die Uhr kann man künftig Bezahlungen bestätigen. Weiters gibt es auch Unterstützung für Webkit, um sich Informationsschnipsel von Webseiten auf der Uhr anzeigen lassen zu können. Auch Podcasts können mit der nächsten Version über die Uhr aufgerufen und gesteuert werden.

Studenten, zumindest verschiedenen US-Unis, können künftig ihre Studentenausweise auch über die Apple Watch (und auch auf iPads und iPhones) speichern und vorzeigen. Und dann bekommt die Uhr anlässlich des "Pride Month" auch noch ein Watchface und Armband in Regenbogenoptik.

Mehr Angebot für Apple TV

Auch das Apple TV-Betriebssystem tvOS wird aufgerüstet. So hält Support für Dolby Atmos für Surroundsound Einzug auf dem System. Es gibt nun über 100 Live-Channels von Sport bis Nachrichten, die Nutzer abonnieren können. Zudem stellen nun auch diverse Kabelnetzwerke Live- und On-Demand-Angebote über Apple zur Verfügung, etwa Canal+ in Frankreich.

Nutzer, die verschiedene PayTV- und Streamingangebote verwenden, erhalten eine Erleichterung über "Zero Sign-on". Ist jemand bereits Kunde bei einem Anbieter, so soll man unmittelbar und ohne kompliziertem Einrichtungsprozess über Apple TV Zugriff bekommen – sofern dieser die Funktion unterstützt. Starten wird dieser Dienst in den USA. Die bisherige Sammlung an Videoaufnahmen von spektakulären Orten der Welt für den Bildschirmhintergrund wird um einen weiteren aufgestockt: Die Erde selbst, aufgenommen von der Internationalen Raumstation ISS.

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macOS "Mojave" mit Dark Mode

Und schließlich bekam auch die nächste Version von macOS ihre Zeit auf der Bühne. Die kommende Ausgabe 10.14 erhält auch einen neuen Beinamen. Von den Bergen in "High Sierra" geht es in die Wüste "Mojave". Wie schon vorab berichtet, ist eine der auffälligsten Neuerungen der "Dark Mode", in dem die sonst helle Systemoberfläche mit dunklen Elementen angezeigt wird. Auch Apps bekommen einen "dunklen" Look.

Der Desktop lässt sich über "Stacks" nun automatisch sortieren. Der Finder liefert nun auch Metadaten zu geöffneten Fotos. Außerdem stehen in dem Programm nun auch einfache Videoschnittfunktionen zur Verfügung. PDFs lassen sich direkt in der App unterschreiben.

macOS bekommt neue Screenshot-Funktionen, die von iOS inspiriert sind. Aufnahmen werden in einer Vorschau angezeigt und können von dort verworfen oder eine weitere Bearbeitung gestartet werden. Auch Screenshots und kurze Clips aus Videos lassen sich jetzt leicht anfertigen. Fotos vom iPhone können künftig direkt in Dokumente eingefügt werden.

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Überarbeiteter Appstore, Safari blockt Tracking

Apple News hält nun auch am Desktop Einzug. Safari blockiert ab der nächsten Version Tracking Cookies und Social Media-Buttons. Nutzer können die Blockierung der einzelnen Elemente freilich aufheben. Bekämpft werden soll auch das sogenannte "Fingerprinting", die Erkennung individueller Geräte aufgrund verschiedener Merkmale, um das Surfen über verschiedene Webseiten hinweg nachzuvollziehen. Safari soll dies erschweren, in dem nur noch vereinfachte Systemkonfigurationen preisgegeben werden. Ein Feature, das neben macOS auch auf iOS 12 Einzug halten wird.

Lange eher stiefmütterlich behandelt, bekommt auch der Mac Appstore nun ein frisches Design, das etwas an Apple Music erinnert. Versprochen wird eine bessere Empfehlungsfunktion und eine bessere Vorschau auf Programme. Außerdem können leichter Rezensionen hinterlassen werden. Für Reviews gibt es auch eine eigene Schnittstelle, damit Entwickler Userberichte einbinden können. Office 365 und eine Reihe weiterer Apps werden bald im Store landen.

Mehr Grafikpower soll eine Verbesserung der entsprechenden Schnittstelle "Metal" bieten. Die schon unter "High Sierra" eingeführte Unterstützung externer Grafikkarten wird aufgewertet, bei Aufgaben wie Maschinenlernen oder Videorendering soll das Betriebssystem deutlich besser performen.

iOS-Apps für macOS kommen

Zu guter Letzt dementierte Apple deutlich eine Zusammenlegung von iOS und macOS. Die zwei Plattformen nähern sich aber trotzdem weiter an. macOS soll in Zukunft in der Lage sein, iOS-Apps nach einer geringfügigen Anpassung selbiger auszuführen. Adaptiert werden zuerst einige Standard-Apps vom iPhone bzw. iPad.

2019 sollen erste Drittentwickler die Möglichkeit bekommen, ihre mobilen Programme tauglich für den Desktop zu machen. Der dafür notwendige Entwicklungsaufwand soll jedenfalls gering ausfallen. (gpi, 04.06.2018)

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