Sarajevo – Das für Kriegsverbrechen und organisierte Kriminalität zuständige Gericht Bosnien-Herzegowinas hat laut Medienberichten einen im Oktober in erster Instanz verkündeten Freispruch für den ehemaligen Kriegskommandanten von Srebrenica, Naser Orić, aufgehoben. Der Berufungssenat in Sarajevo ordnete laut Medienberichten einen neuen Prozess gegen den 51-Jährigen an.

Aus dem Gericht wurde die Entscheidung bestätigt, die Details sollen nachträglich bekannt werden. Die Anklage bezieht sich auf die Ermordung von drei serbischen Kriegsgefangenen im Jahr 1992.

Verteidigung von Srebrenica

Der ehemalige Leibwächter des früheren serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic gilt vielen muslimischen Bosniaken als Kriegsheld. Während des Bosnien-Kriegs organisierte er die Verteidigung Srebrenicas, wo serbische Einheiten später 8.000 muslimische Männer und Buben töteten. Das Massaker vom Juli 1995 gilt als schlimmstes Kriegsverbrechen in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und wurde als Völkermord eingestuft.

Orić war 2006 vom Internationalen Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. In einem Berufungsverfahren wurde er aber freigesprochen. 2015 war er in der Schweiz auf Basis eines serbischen Haftbefehls vorübergehend festgenommen worden, später allerdings freigekommen. (APA, 5.6.2018)