Symbolfoto: Leider sind die mitgebrachten Nudeln schon seit Monaten aufgegessen.

Foto: Lukas Friesenbichler, Set-Design: Magdalena Rawicka

Diese Geschichte erschien im Rahmen eines Schwerpunkts im RONDO zum Thema Souvenirs.

Foto: lukas friesenbichler

Neulich gab es zum Abendessen Linsensuppe nach einem Rezept der italienischen Kochbuch-Doyenne Marcella Hazan. Am Ende der Kochzeit sollte "kurze, röhrenförmige Suppenpasta" im Topf hinzugefügt werden. Kein Problem, wenn man in Italien lebt oder vorausschauend im Urlaub genug Vorräte an Spezialpasta gekauft hätte.

Hätte, denn aus unerfindlichen Gründen glaubte ich dem von Hamsterkäufen leicht genervten Ehemann. Er versicherte, dass "eh noch Massen davon" zuhause lagerten und man schließlich auch hierzulande Nudeln kaufen könne. Die "Masse" entpuppte sich als angebrochene Packung Ditalini, die rasch aufgebraucht war. Bis jetzt habe ich keine Ersatzpasta gefunden, außer in Vollkornausführung. Wer isst freiwillig Vollkornpasta?

Gewürz als Kapitalanlage

Vielleicht waren die 20 Packungen Safranpulver zu je vier Portionen, die den ligurischen Supermarktangestellten an einen Aussprachefehler glauben ließen – "Venti?", "Si, venti!" – etwas übertrieben. Aber wer weiß, wann man wieder nach Italien kommt? Eben, und voluminös sind so ein paar Safranbriefchen auch nicht – eher eine Kapitalanlage.

Ein Urlaub ohne finalen Einkauf am Markt und/oder im Supermarkt hinterlässt bei mir jenes Gefühl, das man beim Verlassen der Wohnung hat, wenn man überzeugt davon ist, Wichtiges vergessen zu haben (Herd? Katze im Kasten?). Das ist einer der Gründe, warum ich Reisen per Auto vorziehe: Ein Koffer voll mit Reis, Olivenöl, Rosé macht sich schlecht auf der Flughafenwaage.

Apothekerpreise

Der EU-Beitritt hat die Notwendigkeit und Attraktivität des Kulinarikeinkaufs ein wenig geschmälert, doch keinesfalls überflüssig gemacht. Klar, Parmesan, alten Gouda, der zur Freude Mitreisender früher im Zug transportiert wurde, Carnaroli-Reis gibt es nun im durchschnittlichen Supermarkt. Doch wo wird Hartweizengrieß oder Mehl Tipo 00 verkauft, außer zu Apothekerpreisen? Apropos Apotheke: 95%iger Alkohol, der für die Herstellung von selbstgemachtem Limoncello aus kiloweise mitgeschleppten Amalfizitronen gebraucht wird, steht in Italien im Supermarktregal. Hierzulande erntet man mit dem Wunsch nach zwei Litern puren Alkohols skeptisch-bestürzte Blicke der Apothekerin.

Manche Dinge sollte man ehrlicherweise lieber dort genießen, wo sie herkommen. Nie werde ich das Odeur des eingesalzenen Fisches vergessen, der eingewickelt in Zeitungspapier tagelang im heißen Auto von Westspanien nach Österreich reiste. Und manch vermeintlich köstlicher Tropfen schmeckt halt nur mit Meeresblick. Doch ich plane schon für heuer: Die Spezialpasta steht ganz oben auf der Liste. Olivenöl haben wir noch genug, meint mein Mann – pah – bis zum Urlaub ist der Kanister sicher leer! (Petra Eder, RONDO, 21.6.2018)