Wien – Die Unwetter, die einige Regionen Österreichs in den vergangenen Tagen heimgesucht haben, werden von Experten als sogenannte konvektive Ereignisse bezeichnet. In einem aktuellen Projekt wollen österreichische Forscher diese sommerlichen Regenschauer und Gewitter und ihre möglichen Entwicklungen in den nächsten Jahrzehnten im Alpenraum untersuchen, teilte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien mit.

Von Mai bis September kommen im Alpenraum die größten Regenmengen zusammen. Einen großen Anteil haben daran konvektive Ereignisse. Sie entstehen, wenn die Sonne den Boden stark aufheizt, die erwärmte Luft in die Höhe steigt (Konvektion) und mächtige Wolkentürme entstehen. Je wärmer die Luft ist, desto mehr Feuchtigkeit kann sie aufnehmen. So enthält eine einzige Gewitterwolke mehrere Millionen Liter Wasser.

Kleinräumige Simulationen

Für die Klimaforschung sind diese konvektiven Ereignisse Sorgenkinder. Denn Regenschauer und Gewitter sind relativ kleinräumige Ereignisse und konnten bisher von Klimamodellen nur grob erfasst werden. Immer leistungsfähigere Computer ermöglichen es nun aber, solche Modelle mit räumlichen Details so zu rechnen, dass sie auch die regionale Entwicklung von Regenschauern und Gewittern simulieren.

In dem bis 2020 laufenden Projekt "reclip:convex", an dem neben der ZAMG auch das Wegener Center der Uni Graz, das Austrian Institute of Technology (AIT) und die Universität für Bodenkultur Wien (Boku) beteiligt sind, werden erstmals Klimamodelle mit einer sehr genauen räumlichen Auflösung von ein bis drei Kilometer verwendet werden. Die Ergebnisse sollen auch in die Arbeit des Weltklimarats IPCC eingehen.

Szenarien für die Zukunft

Die Wissenschafter wollen nicht nur die Prozesse besser verstehen, sondern auch detaillierte Szenarien für die nächsten Jahrzehnte entwickeln, erklärte Projektleiterin Ivonne Anders von der ZAMG. Entschlüsselt werden soll etwa, wie die verschiedenen Einflüsse auf die sommerlichen konvektiven Niederschläge wirken, welche Wechselwirkungen es zum Beispiel zwischen Bodenfeuchte und der Bildung von Regenschauern und Gewittern gibt, welche Bedeutung bebaute Gebiete, etwa große Städte, auf solche Ereignisse haben und wie sich die Frequenz und die Intensität von Regenschauern in den einzelnen Regionen Österreichs entwickeln. (red, APA, 6.6.2018)