Liebe und Freiheit: Angelika Klüssendorf.

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Wien – "Mein Platz unter der Sonne ist im Nachtlokal" schreibt Paul Nizon (89) in seinem Vater- und Rombuch Canto, das 1963 wie ein Meteor in die deutschsprachige Nachkriegsliteratur einschlug – und dort ob seiner Wildheit, seiner radikalen Feier des Lebens und der Liebe bis heute ein Fremdling geblieben ist.

Wie die Prosa dieses vor langem der Schweizer Enge entflohenen und nach Paris gegangenen Autors, dessen Sätze Kerker spalten können, setzt auch das noch junge Literaturfestival "Weinlesen" in Südtirol auf Intensität, Sinnlichkeit – und auf erstklassige Literatur.

Nizon wird die dritte Ausgabe des Lesefests (7. bis 10. Juni) nach einer Festrede von Rita Franceschini am Donnerstag, 20 Uhr, mit einer Lesung eröffnen. In den folgenden Tagen lesen dann im Kloster Neustift bei Brixen, wo Pasolini einst Teile seines Decameron drehte und der dichtende Ritter Oswald von Wolkenstein begraben ist, u. a. Robert Menasse, Franzobel und Dzevad Karahasan.

Weiters diskutieren bei diesem abwechslungsreich programmierten Festival am Samstag Angelika Klüssendorf und Olga Flor darüber, ob Liebe noch als Erzählung der Freiheit taugt, was wir doch hoffen wollen.

Wie der Titel des von der in Wien lebenden Südtiroler Autorin Sabine Gruber mitorganisierten Festivals verspricht, wird im Kloster Neustift bei Brixen nicht nur Literatur präsentiert, sondern eben auch Rebensaft von ansässigen Topwinzern. Es soll sich, sagen Kenner der Materie, um hervorragenden Stoff handeln. (Stefan Gmünder, 5.6.2018)