Datenschutzregeln, komplexes EU-Vertriebsrecht und erhöhtes Verlustrisiko bilden ernsthafte Einstiegsbarrieren.

shoepping.at

Wir sind für den Trend zum E-Commerce gut gerüstet", sagte Georg Pölzl am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Der Chef der Österreichischen Post bezog sich dabei auf das Geschäft mit der Paketzustellung, wo man mit einem Marktanteil von fast 50 Prozent österreichischer Branchenprimus ist. Der Onlinemarktplatz shöpping.at, das andere Standbein des gelben Zustellers im E-Commerce, kommt jedoch nicht in die Gänge. Und das, obwohl es bereits im April 2017 gestartet wurde.

Wenige hundert Bestellungen gehen derzeit täglich auf dem Onlineportal ein. Viel zu wenige, um für Anbieter wirklich interessant zu sein. Wer auf einer Marktplattform anbieten will, muss dafür bezahlen: Gebühren, Provisionen – wie im Fall von Shöpping – oder beides. Deutlich billiger ist die Vermarktung über die eigene Website. Für Händler lohnt sich ein Onlinemarktplatz nur, wenn durch die Plattform die Reichweite deutlich erhöht wird.

Im Spätsommer will die Post wieder für Shöpping werben. "Wir starten im September mit einer Brand-Awareness-Kampagne in allen Reichweitenmedien", sagte Pölzl, "wir nehmen uns bis dahin Zeit, das Angebot zu verbreitern und zu verbessern." Die Eingliederung neuer Händler habe sich schwieriger gestaltet als gedacht. Obwohl der Handel die Plattform begrüßt und rund 1.000 Händler Interesse bekundet haben, sind derzeit nur knapp 500 Anbieter auf der Plattform aktiv.

Hohe Eintrittshürden

Vor allem die 150 umsatzstärksten Onlineshops profitieren vom Wachstum im E-Commerce. Marktführer Amazon kommt allein auf einen jährlichen Österreich-Umsatz von rund 620 Millionen Euro. Für viele kleinere Unternehmen ist E-Commerce absolutes Neuland. "Gerade kleine und mittlere Händler haben oft noch keinen Webshop. Die Eintrittsbarrieren zum Onlinehandel sind hoch", sagt Reiner Will, Geschäftsführer des Handelsverbands.

Wer seinen Kunden online erreichen möchte, muss die Datenschutzgrundverordnung kennen, bald auch die E-Privacy-Verordnung, die regeln wird, wie man Kundendaten verwendet. Dazu kommt Geo-Blocking: die Verpflichtung, Konsumenten aus allen EU-Staaten gleichzubehandeln – trotz unterschiedlichsten Gewährleistungs- und Steuerrechts. Die Krönung ist das 14-tägige bedingungslose Umtauschrecht, das im E-Commerce gilt und die Chancen, dass gekaufte Waren zurückgeschickt werden, erhöht.

"Im Onlinehandel gibt es viele Gesetze, die es Händlern schwerer machen, da der Konsument online mehr Rechte hat als offline", sagt Will. Deshalb hat der Handelsverband einen neuen Leitfaden herausgebracht, den "Omnichannel Readiness Index". "Wir wollen kleineren und mittelständischen Unternehmen Potenziale aufzeigen, damit sie die Chancen des E-Commerce sinnvoll für sich nutzen können", so Will. Dabei geht es auch um Praktisches. Sei die Anlegung eines Kundenkontos zu kompliziert oder lade die Website des Shops mehr als 20 Sekunden, sei der Kunde weg, erklärt Will. Das sei vielen nicht bewusst.

Margarete Schramböck (ÖVP) will die Digitalisierung in Österreich mithilfe von Genossenschaften vorantreiben. "Firmen haben im Verbund die Möglichkeit, ihren Mitgliedern Wissen und auch Plattformen, über die gemeinsam Dienstleistungen angeboten werden, zur Verfügung zu stellen", sagte die Wirtschaftsministerin im Ö1-"Morgenjournal". Zudem könne der digitale Infrastrukturausbau auf Gemeindeebene durch Kooperationen leichter gelingen. Einen Anschub für den österreichischen Onlinehandel könnte die Schaffung neuer Lehrberufe bringen. Ab Herbst etwa wird eine Ausbildung zum E-Commerce-Kaufmann angeboten. Weitere Berufe mit Fokus auf Digitalisierung könne man hierzulande ab Sommer erlernen. (Aloysius Widmann, Jedidajah Otte, 6.6.2018)