Es ist wahrlich keine neue Idee, die Zahl der EU-Kommissare zu reduzieren, um die Kommission effizienter zu machen. Bereits Ende der 1990er-Jahre, als die Union nur fünfzehn Mitglieder hatte, gab es solche Pläne ganz konkret. Die großen Länder Frankreich, Großbritannien und Deutschland hatten damals das Recht, zwei Kommissare zu nominieren, nicht nur einen wie die kleinen.

Mit der Realisierung von gleich zwei vitalen EU-Großprojekten – Währungsunion und Osterweiterung – tat sich dann eine qualitativ doppelte Herausforderung auf: Der EU-Zentralbehörde drohte an der Spitze eine Aufblähung auf bis zu 30 "Ländervertreter". Gleichzeitig träumten die "Kerneuropäer" im Euroraum davon, die Kommission als echte "EU-Regierung" zu konstruieren.

Frankreich schlug zwölf Kommissare vor. Die Reformpläne scheiterten beim EU-Gipfel von Nizza kläglich. Seither drängten vor allem die kleinen Länder darauf, "ihren" eigenen Kommissar zu behalten – bisher auch Österreich.

Wenn Kanzler Sebastian Kurz so wie auch Kanzlerin Angela Merkel nun fordert, die Zahl der Kommissare auf 18 zu verkleinern, ist das gar nicht so radikal, wie es klingt. Es ist ein guter Vorschlag. Die Kommission ist träge geworden. Man sollte aber gar nicht so sehr argumentieren, dass damit vor allem gespart werde. Das ist kleinlich. Viel wichtiger wäre es, die nächste Kommission in ihren Kompetenzen zu stärken, damit sie durchsetzungsfähiger wird und die Regierungen der Nationalstaaten antreibt. (Thomas Mayer, 5.6.2018)