Der russische Präsident kam nicht alleine: Putins Autokonvoi in Wien.

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Es ist in der Theorie sehr kompliziert, bei einem Arbeitsbesuch des Präsidenten der Russischen Föderation, Wladimir Wladimirowitsch Putin, in die Wiener Hofburg zu einer Pressekonferenz vorzudringen.

Aber eigentlich nur im Vorfeld. Nach der Bekanntgabe der Blutgruppe und Privattelefonnummer, einem freiwilligen Abonnement der derzeitigen Kampfzeitschrift Wolfgang Fellners, der schriftlichen und gefaxten Versicherung der eigenen Chefredaktion, in den nächsten 33 Jahren nicht gekündigt zu werden und einem halbstündigen Rundlauf um die abgeriegelte Hofburg ist es fast schon soweit.

Staatspolizisten sind gar nicht so schlimm, wie sie dann nicht einmal aussehen. Wenn man einem Mann, der so ähnlich dreinschaut wie ein früherer Studienkollege (Franz, bist es du?!), einem ersten Eindruck nach ohne die Nennung des eigenen Namens vertrauen kann, ist der Kollege mit dem Fotoapparat von der Zeitung eh schon drinnen. Es kann also nichts Gröberes mehr passieren. Es lockert auch ein wenig die Stimmung im seit Stunden abgeriegelten Hochsicherheitstrakt, wenn man bekennt, dass man den Russen – ist mit "Schwöre!" versprochen – eh nicht umbringen will. Haha! Haha. Der war gut.

Die Polizisten sind auch sehr freundlich

Auch an der elektronischen, von einer Dame im Pensionsalter bewachten Schranke in einem Hofburg-Innenhof – näher hin zum russischen Bärenreiter, Lenker der Atome, größtem Taxifahrer aller Zeiten und Fürsten der eingeflogenen russischen TV-Teams, von denen einige Leute bewaffnet sein könnten – geht das mit dem selben Schmäh ausgezeichnet.

Die Polizisten rund um das Gelände sind übrigens auch sehr freundlich. Das mag daran liegen, dass man selbst fast rasiert ist oder bei 30 Grad im Schatten ein Hemd mit Sakko trägt. Zauber der Uniform! Man kann dann auch kurzfristig und unbürokratisch die Security-Zone wieder verlassen, um schnell ein Packerl antirussische Marlboros zu kaufen. Der hochmögende Herr aus Moskau verspätet sich nämlich eine Stunde, und auch die Kollegen von der Lichtbildgestaltung haben trotz Mindestsicherung mit Pressekonferenzkaffee keine Tschick mehr. Antirussische Zigaretten, hahaha!

Putin ist dann am Ende auch noch gekommen und hat Russisch geredet. Es war wahrscheinlich gut. Draußen vor der Tür standen fünf Polizisten nebeneinander und schauten geradeaus. (Christian Schachinger, 5.6.2018)