Im August 2013 besuchte Lionel Messi mit dem FC Barcelona im Rahmen einer "Friedenstour" Bethlehem im Westjordanland. Sport sei der beste Weg, um Hass und Feindschaft zu überwinden, soll Jibril Rajoub damals gesagt haben.

Foto: APA/AFP/Gharabli

Im Jahr davor protestierten Palästinenser vor dem spanischen Konsulat in Jerusalem gegen Barcelonas Einladung des israelischen Soldaten Gilad Shalit zum Clásico gegen Real Madrid. Shalit war von der islamistischen Terrororganisation Hamas im Jahr 2006 aus Israel verschleppt und fünf Jahre lang im Gazastreifen als Geisel festgehalten worden.

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Aus Sicht des argentinischen Fußballverbandes ist es nachvollziehbar, auf das Antreten zum geplanten Freundschaftsspiel in Israels Hauptstadt Jerusalem zu verzichten. Die Spieler der Albiceleste sollen so kurz vor dem Beginn der Weltmeisterschaft in Russland keinem unnötigen Druck und keiner Gefährdung ausgesetzt werden.

Der palästinensische Verbandspräsident Jibril Rajoub hatte Argentiniens Stürmerstar Lionel Messi klar Gewalt angedroht, sollte er am Samstag in Jerusalem spielen. Er hatte der argentinischen Vertretung in Ramallah einen Brief an die argentinische Regierung und den Verband übergeben, in dem er die Absage des Spiels forderte. Gegenüber Journalisten äußerte er unmissverständlich, dass er Messi zur Zielscheibe machen werde, wenn dieser in Jerusalem antreten sollte: "Er ist ein großes Symbol, deshalb werden wir ihn persönlich angreifen und alle aufrufen, sein Bild und sein Shirt zu verbrennen und sich von ihm abzuwenden."

Es ist verständlich, dass Argentinien seine Stars vor dem Hass und der offenen Gewalt schützen muss. Doch die Absage des Länderspiels bestärkt Extremisten wie Rajoub in ihrem Handeln und Denken. Für ihn ist das ein Triumph: "Der Sport hat heute triumphiert, und Israel wurde durch die Absage des Spiels die rote Karte ins Gesicht gehalten", wird er von der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa zitiert.

Die Verbände schweigen

Es ist ein grundlegendes Problem, dass Antisemiten wie Jibril Rajoub keine Konsequenzen für ihren Hass zu spüren bekommen. Die großen internationalen Verbände wie die Fifa und das IOC schweigen beharrlich zu antisemitischen und antiisraelischen Tiraden von Funktionären wie Rajoub. Der offene Boykott israelischer Sportler durch Verbände islamischer Länder, wie er immer wieder bei internationalen Wettbewerben wie Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen stattfindet, bleibt folgenlos. Und auch die nationalen Verbände wie der ÖFB und das ÖOC tun im Regelfall alles, um nur ja nicht Position beziehen zu müssen.

Es ist zu bezweifeln, dass die Fifa tätig wird und Rajoub oder den palästinensischen Verband sanktioniert. Die Mittel würden von einer Sperre der Funktionäre bis zu einem Ausschluss des Verbandes reichen. Dabei hätte der palästinensische Verbandschef diese Funktion ohnehin niemals bekleiden dürfen, wenn, ja, wenn die Fifa auch nur über einen Funken Anstand verfügen würde.

Terrorkarriere

Denn Jibril Rajoub ist ein Urgestein der Fatah und war jahrzehntelang terroristisch aktiv. Schon als 15-Jähriger saß er erstmals in Haft, als 17-Jähriger wurde er 1970 zu lebenslanger Haft verurteilt, weil er eine Handgranate auf einen israelischen Soldaten geworfen hatte. Im Rahmen eines Gefangenenaustauschs kam er 1985 zusammen mit 1.149 anderen Häftlingen frei, die gegen drei israelische Geiseln der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) ausgetauscht wurden. Wieder in Freiheit knüpfte er direkt an seine militante Laufbahn an und wurde immer wieder inhaftiert. Unter Yassir Arafat war er nach dem Abschluss des Oslo-Abkommens Sicherheitschef im Westjordanland.

Atomwaffeneinsatz im Namen Allahs

In einem Interview mit einem libanesischen TV-Sender erklärte er 2013, der Feind der Palästinenser, Araber und Muslime sei Israel, und fügte an, was er mit Israel tun würde: "Bis jetzt haben wir keine Atomwaffen, aber im Namen Allahs, wenn wir Atomwaffen hätten, würden wir sie benutzen." Bei der Fifa beantragte Rajoub den Ausschluss Israels. Von Michel Platini, dem damaligen Präsidenten der Uefa, forderte er, er solle Israel die U21-Europameisterschaft 2013 entziehen.

Die Petition für eine Schweigeminute bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London 2012 für die elf israelischen Sportler, die 40 Jahre zuvor bei den Olympischen Spielen in München von palästinensischen Terroristen ermordet worden waren, bezeichnete Rajoub, der auch Chef des Palästinensischen Olympischen Komitees ist, als "rassistisch".

Und ausgerechnet dieser Mensch forderte von Messi als "ein Symbol von Frieden und Liebe", nicht in Jerusalem zu spielen, um nicht das "Gesicht des Rassismus reinzuwaschen".

"Die Freundschaft zwischen Argentinien und Israel hängt nicht von einem Fußballspiel ab", schreibt die israelische Botschaft in Buenos Aires in einer Twitter-Nachricht zu der Absage des Länderspiels.

Das mag stimmen. Doch die Freiheit, und zwar nicht nur die der Israelis, sondern aller Menschen, hängt davon ab, dass die Weltgemeinschaft nicht vor dem Terror einknickt.

Natürlich, Sicherheitsbedenken können die Absage einer Veranstaltung wie des Länderspiels in Jerusalem begründen. Doch den Preis dafür dürfen nicht die Opfer der Gewalt zahlen. Im Gegenteil, die Konsequenzen müssen Hassprediger wie Rajoub tragen. Wenn die Freiheit hingegen abgeschafft wird, haben die Terroristen gesiegt. (Michael Vosatka, 6.6.2018)