"Präsident Trump ist ein totaler, kompletter Vollidiot", sagt Barack Obama in einem Deepfake-Video von Buzzfeed. Auf Github ist das dafür genutzte Programm frei verfügbar.

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Microsoft hat am Montag den Kauf von Github um 7,5 Milliarden Dollar bestätigt. Mehr als 28 Millionen Entwickler teilen ihren Code auf der Plattform – ideal für Microsoft, ein Unternehmen, das sich in den letzten Jahren enorm geöffnet hat.

Soziales Netzwerk für Entwickler

Jedoch bedeutet die Übernahme auch, dass die Verantwortung über die Inhalte, die auf der Plattform geteilt werden, in Microsofts Hände fällt. Einerseits muss das Unternehmen, wie Wired analysiert, entscheiden, wie es mit Content umgeht, der gegen eigene Interessen verstößt – etwa Emulatoren für Xbox-Konsolen. Github hostet den Code von Bitcoin, das gesamte deutsche Bundesgesetz und enorme Mengen an Code von Unternehmen wie Facebook, Google, Tesla oder der Nasa. Entsprechend findet sich Microsoft in derselben Rolle, wie es Anbieter von sozialen Medien wie Facebook oder Youtube tun.

Deepfake-Programm

BuzzFeedVideo

Die Frage, die sich stellt, ist, wie es etwa mit jener Applikation umgeht, welche es Nutzern mit minimalen Programmierkenntnissen erlaubt, sogenannte Deepfakes zu erstellen. Dabei handelt es sich um ein täuschend echt aussehendes, mithilfe von künstlicher Intelligenz gefälschtes Video.

Erst kürzlich hat Buzzfeed anhand eines gefälschten Obama-Videos aufgezeigt, wie leicht Deepfakes für politische oder andere Zwecke instrumentalisiert werden können. Plötzlich muss sich Microsoft mit solchen Themen befassen, gleichzeitig aber auch beachten, dass nicht zensiert wird. Zudem ist es ein Unterschied, einen bestimmten Content – etwa ein Bild – zu blockieren, oder jenen Code, der es ermöglicht, potentiell unendlich viele solche Bilder zu produzieren.

Chinesische Zensur

Auch problematisch könnte Microsofts Umgang mit China sein. Anders als andere Plattformen – wie etwa Facebook – hat die chinesische Regierung bisher keinen Weg gefunden, Github zu blockieren. Das liegt daran, dass Github Informationen bietet, die für Chinas Programmierer – und in einem weiteren Schritt Chinas wirtschaftlichen Erfolg – essentiell sind.

Jedoch hostet Github auch Inhalte, die Chinas Regierung nicht genehm sind und die sie lieber zensieren würde – etwa wissenschaftliche Artikel über die Studentenproteste und das darauf folgende Massaker am Tian'anmen-Platz in China. Die Regierung soll deswegen sogar einen DDos-Angriff auf Github eingesetzt haben. Nun wird gemunkelt, dass sich Microsoft diesen Wünschen beugen könnte und solche Inhalte entfernt – auch, um eigene wirtschaftliche Interessen in dem Land zu wahren.

Viele Nutzer gehen schon jetzt

Gründe wie diese sorgen bei zahlreichen Nutzern für Unmut. Gitlab, ein Konkurrenzdienst, hat die Frustration vieler Nutzer zum Anlass genommen, um die eigene Plattform zu bewerben – und hat hierfür ein Video hochgeladen, in welchem erklärt wird, wie die Migration von Github zu Gitlab am effektivsten funktioniert. Der Dienst hat seit der offiziellen Ankündigung zum Kauf nach eigenen Angaben zehnmal so viele Projektimporte verzeichnet als sonst. Inwiefern das Microsofts Pläne für Github beeinflusst, ist unklar. (red, 6.6.2018)