St. Pölten/Wels – Seitdem bekannt ist, dass die Möbelhandelsgruppe Kika/Leiner mit der Kreditversicherung kämpft, wird über die Zukunft des Unternehmens spekuliert. Unter anderem hat Konkurrent XXXLutz grundsätzliches Interesse bekundet, das Unternehmen ganz oder teilweise zu übernehmen. Die Nummern eins und zwei der Branche haben zusammen über 50 Prozent Marktanteil, zeigen Zahlen von Kreutzer Fischer & Partner.

Demnach haben XXXLutz 30 Prozent, Kika/Leiner 21,8 Prozent und die Nummer drei Ikea weitere 15,4 Prozent Marktanteil. Zusammen sind das zwei Drittel des Möbelhandels. Das alleine ist aber kein Ausschluss einer Übernahme, sagte Handelsexperte Andreas Kreutzer im Gespräch mit der APA.

Nicht der erste Zusammenschluss

Erst vor kurzem wurde im Bereich der Büromöbel ein Zusammenschluss genehmigt – die Bundeswettbewerbsbehörde BWB erlaubte den Eigentümern von Bene und Neudörfler, dass sie Hali und Svoboda kaufen -, "da war das ziemlich ähnlich und da war das auch kein Problem", so Kreutzer.

Es sei aber lange noch nicht so weit. "Man kann optimistisch sein, dass sie (Kika/Leiner, Anm.) intern eine Lösung finden" für die Finanzierungen und Garantielinien. Denn "an und für sich gibt es nicht wirklich eine Notwendigkeit, dass sie verkauft werden", so Kreutzer. Die Marktanteile von Kika/Leiner seien in den letzten Jahren stabil gewesen, das Geschäft sei in Ordnung, in Wahrheit bräuchten sie nur einen Eigentümer, der "in ruhigere Fahrwasser kommt".

Untypisch hohe Konzentration in Österreich

"Dass die Standorte geschlossen und nicht mehr geöffnet werden, das ist unvorstellbar", sagt Kreutzer. Abgesehen davon, dass das Geschäft gesund sei, sei auch das Interesse der Konkurrenz zu hoch. Denn es gebe sonst nirgendwo in Europa einen Player mit über 20 Prozent Marktanteil. Sonst müssten Marktanteile in mühsamer Kleinarbeit erst zusammengekauft werden. Die hohe Konzentration in Österreich sei sehr untypisch.

Zumindest einen Teil von Kika/Leiner könnte XXXLutz sicher übernehmen, erwartet Kreutzer. Der Rest würde dann möglicherweise von anderen übernommen werden. Kreutzer ortet aber auch Interesse aus Deutschland, konkret von den Firmen Höffner und Tessner, die in ihrem Heimatland durch die Expansion von XXXLutz unter Druck kommen und wohl gerne in Österreich zurückschlagen würden.

XXXLutz liege inzwischen in Deutschland mit Höffner auf Augenhöhe. Höffner ist Nummer zwei mit etwa sechs bis sieben Prozent Marktanteil, hinter Ikea (12 Prozent).

Die große Frage sei aber, ob ein potenzieller Käufer nur an den Standorten oder auch an der Marke interessiert ist. Wolle er nur die Standorte, wäre es finanziell attraktiv, Kika/Leiner in die Insolvenz zu schicken und dann die Aktiva aus der Masse herauszukaufen. Wolle man hingegen auch die Marke, dann würde man den laufenden Betrieb übernehmen, um die Marke nicht zu schädigen. (APA, 6.6.2018)