Warwick – In Kugelsternhaufen drängen sich auf geringem Raum hunderttausende Sterne, die untereinander gravitativ verbunden und alle etwa gleich alt sind. In den Halos größerer Galaxien ziehen hunderte solcher Ansammlungen ihre Bahn – rund um die Milchstraße hat man etwa 150 entdeckt.

Bisher ist man davon ausgegangen, dass diese Haufen samt ihren Sternen in der Regel sehr alt sind – mit an die 13 Milliarden Jahren fast so alt wie das Universum selbst. Nun melden Forscher der University of Warwick, dass das ein Irrtum sein könnte: Ihren Ergebnissen nach könnten diese Sterne "nur" etwa neun Milliarden Jahre alt sein. Das ist immer noch doppelt so alt wie unser Sonnensystem, aber eben nicht fast dreimal so alt.

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Kompakte Ansammlung von Sternen: der Kugelsternhaufen NGC 6388 im Halo der Milchstraße.
Foto: REUTERS/NASA

Zu ihren Ergebnissen kamen die Forscher um Elizabeth Stanway über die Modellrechnungen der Binary Population and Spectral Synthesis (BPASS), einer Methode, die sich bei der Altersbestimmung von Sternen schon mehrfach bewährt hat. Dabei wird auf Doppelsternsysteme fokussiert, deren Entwicklung darauf hinausläuft, dass der jeweils kleinere Stern aus der Hülle seines größeren Partners Material – vor allem Wasserstoff und Helium – abzieht. Auch solche binären Systeme sollten so alt sein wie die übrigen Sterne im Haufen. Doch müsste das Alter aller dann laut den Modellen um vier Milliarden Jahre herabgesetzt werden.

Laut Stanway könnten die Ergebnisse dazu führen, dass wir bisherige Annahmen darüber, wie Galaxien entstehen, überdenken müssen. Welche Rolle Kugelsternhaufen bei der Galaxienbildung und -weiterentwicklung spielen, ist aber ohnehin immer noch ein Rätsel. (red, 9. 6. 2018)