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Eichenwälder gehören zu den ältesten Kulturlandschaften Europas. Zum einen schützen die Bäume den Boden vor Erosion, zum anderen spenden sie den Weidetieren Schatten.

Foto: REUTERS/Sergio Perez

Ein Phytophthora cinnamomi treibt sein Unwesen auf der Iberischen Halbinsel. Der Pilz verursacht Wurzelfäule bei Kork- und Steineichen. Die Bäume trocknen innerhalb weniger Monate, manchmal gar in wenigen Tagen, völlig aus und sterben ab. Die Krankheit, die sich immer weiter ausbreitet, ist eine Gefahr für die "Dehesa", die für weite Teile der Halbinsel typische Landschaft aus Wiesen, Felsen und Steineichen, wo die iberischen Schweine gezüchtet werden. Die Dehesa ist Biosphärenreservat und Anwärter auf den Titel Weltkulturerbe. Rund drei Millionen Hektar in Spanien und Portugal werden zur Dehesa gezählt.

Die Kork- und Steineichenwälder gehören zu den ältesten Kulturlandschaften Europas. Vor 2000 Jahren begannen die Römer im Westen der Halbinsel, dort, wo heute Portugal an Spanien grenzt, mit Brandrodung. Die wertvollen Kork- und Steineichen, die bis zu 500 Jahre alt werden können, wurden verschont. Die Korkeichen Portugals liefern den Rohstoff für die Verschlüsse von Wein- und Sektflaschen in ganz Europa. Und in den Steineichenwäldern wird seit dem Mittelalter auf den kargen Böden Viehzucht betrieben.

Auch Schweine bedroht

Bis heute werden auf riesigen Landgütern Stiere für die Arena großgezogen und vor allem Schweine gezüchtet. Die typischen schwarzen, iberischen Schweine ernähren sich von den Eicheln der Steineichen. Sie liefern anschließend den besten Schinken, den Jamón Ibérico, und die besten und teuersten Wurstsorten Spaniens. Die Produktion wird in die ganze Welt exportiert. Die Phytophthora könnte das Bild von herumstreunenden Schweineherden aber schon bald Geschichte werden lassen.

Die Phytophthora hat bereits mehr als eine halbe Million Bäume auf dem Gewissen. Je nach Region sind 15 bis 50 Prozent der Bäume befallen. In Südportugal sind riesige Korkeichenwälder bereits komplett ausgetrocknet. Und der Korkeichen-Naturpark in Südspanien hat in den vergangenen 50 Jahren die Hälfte seines Baumbestandes verloren.

Klimawandel verstärkt Problem

Im Jahr 200 wurden in der Region Extremadura – die Region mit den meisten Steineichenwäldern – 450 Infektionsherde gezählt, heute, nur 18 Jahre später, sind es 10.000. "Der Klimawandel verschlimmert die Situation", erklärt Raúl Tapias, Forscher an der Universität im südwestspanischen Huelva. "Der Erreger wird bei hohen Bodentemperaturen virulenter. Da die Szenarien des Klimawandels einen Temperaturanstieg vorhersagen, wird die von Phytophthora betroffene Fläche tendenziell zunehmen", warnte er in einem Radiointerview.

Phytophthora cinnamomi kommt in 70 Ländern weltweit vor und ist einer der aggressivsten Erreger und nur schwer auszurotten. Der Pilz befällt die Wurzeln. Die kranke Pflanze kann dann weder Wasser noch Nährstoffe aufnehmen. Die Blätter verfärben sich zunächst fahlgrün, und schließlich verwelkt der Baum. Der Erreger verbreitet sich über das Wasser.

Resistente Setzlinge

Die Regionalregierung in Andalusien hat einen Plan aufgelegt, um die Dehesa zu retten. Unter anderem sollen resistente Steineichen gepflanzt werden. Doch können junge Setzlinge, die mindestens 40 Jahre brauchen, bevor sie erstmals Eicheln tragen, die Hunderte von Jahren alten Bäume nur schwer ersetzen.

Die Dehesa hat nicht nur biologische Feinde. Mancherorts werden die Kork- und Steineichenwälder nicht mehr bewirtschaftet. Der Bestand veraltet, und es werden keine jungen Bäume nachgepflanzt. In anderen Regionen, vor allem in der Provinz Huelva und Salamanca, wo die teuersten Schinken produziert werden, leiden die Steineichenwälder unter "Stress", wie dies die Experten nennen. Grund ist, dass die Viehzüchter ihre Bestände vergrößert haben, um mit einer höheren Produktion den Preisverfall wettzumachen.

Auch die Korkeichenbestände in Portugal sind Opfer einer sozioökonomischen Entwicklung. Die Ernte der Korkrinde ist schlecht bezahlt. Das Personal hat oft nur wenig Erfahrung, arbeitet im Akkord. Bei der Ernte werden immer mehr Bäume verletzt.

Dort dringen dann andere Erreger wie die Botryosphaeria und die Biscogniauxia ein. Auch sie führen dazu, dass die Bäume austrocknen. (Reiner Wandler aus Madrid, 7.6.2018)