Geld veranlagen von überall aus, via Computer oder auch am Handy. Das ist das Metier der Fintechs. Finabro hat nun eine Konzession als Vermögensverwalter von der FMA erhalten.

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Wer ein wenig Geld auf der Seite hat, fragt sich vielleicht, was er damit tun soll. Am Sparbuch winken lediglich zu vernachlässigende Zinsen. Rechnet man hier noch die Inflation weg, wird das Ersparte sukzessive weniger wert. Den Weg zu einem Vermögensberater wagen viele nicht. Was also tun?

Diese Lücke will Finabro schließen. "Wir bieten digitale Finanzberatung und Vermögensverwaltung für jedermann an", sagt Gründer Søren Obling. "Wir wollen den Menschen helfen, mehr aus ihrem Geld zu machen", erklärt der Finabro-Chef das Leitmotiv. Weil das Sparbuch nicht attraktiv ist und man derzeit nur mit Risiko Gewinne erwirtschaften kann, setzt Finabro auf "moderne Sparprodukte mit Risiko". Und das geht so: Der digitale Finanzdienstleister bietet aktuell neun Portfolios (Aktien, Anleihen, Geldmarkt) an, deren Basis passive Fonds (ETFs) sind. Je nach Risikoappetit können Anleger von geringer bis hin zu voller Aktienquote wählen.

Geringe Kosten und Sparrate

"Wir versuchen nicht, das Rad neu zu erfinden", sagt Oliver Lintner, Kogründer von Finabro. Man biete mit den Produkten eine ganz klassische Asset-Allocation an. Auf ETFs setze man deshalb, weil diese Produkte kostengünstiger sind – im Vergleich etwa zu klassischen, aktiv gemanagten Fonds. Für den Kunden fallen bei Finabro Kosten von 1,0 Prozent per anno vom investierten Betrag an. "Das ist ein Drittel weniger als bei Angeboten von europäischen Großbanken", sagt Lintner. Weil die Kosten (für Abschluss der Veranlagung und laufendes Management) die Rendite auf lange Sicht schmälern, setze man eben auf die Technologie und nicht auf persönliche Beratung. Das hält die Aufwände gering. Wer sein Geld bei Finabro anlegen möchte, kann ab 25 Euro monatlich beginnen, sich ein Portfolio zu bauen. Bevor es losgeht, kann auf der Seite ein Testportfolio ausprobiert werden. Das soll Kunden helfen, ihre Möglichkeiten vorab zu prüfen. Erst dann werden Kunden Fragen zur Risikoneigung, Veranlagungszielen und Vorstellungen gestellt. Dann erhält der Kunde einen Vorschlag für eine Veranlagung.

Konto bei der Grawe

Vier Themen (Pension, Sparen, Anlage, Kinder) stehen aktuell zur Verfügung. Hinter der Plattform steht die Grawe-Bankengruppe. Das jeweilige Kundenkonto wird von Finabro folglich bei der Grawe eröffnet. Sparbetrag und Risikoneigung können monatlich verändert und somit den jeweils aktuellen Möglichkeiten angepasst werden.

Als erstes Fintech in Österreich (auf dem Markt sind derzeit drei aktiv) hat Finabro nun auch die Konzession als Vermögensverwalter von der Finanzmarktaufsicht (FMA) erhalten. Die Erlangung dieser Konzession war für Obling und Lintner von Beginn an ein wesentliches Ziel. Was Finabro auch noch von anderen Fintechs unterscheidet, ist, dass einem auch angezeigt wird, ob man für seine Veranlagungsziele besser fährt, wenn man ETFs oder eine Versicherungslösung (also eine fondsgebundene Lebensversicherung) wählt. Der Mantel der Lebensversicherung kann steuerlich ein Vorteil sein, weil hierbei nur beim Abschluss die Versicherungssteuer von vier Prozent anfällt und danach nur noch die laufenden Kosten von 1,0 Prozent p. a. fällig werden. Gewinnentnahmen sind steuerfrei. Die Variante mit der Lebensversicherung geht allerdings erst, wenn man sich für einen Veranlagungshorizont von zehn Jahren entscheidet.

Bei der ETF-Variante fallen ebenso die jährlichen Kosten von einem Prozent an. Zusätzlich schlägt aber bei jeder Realisierung der Gewinne die Wertpapier-KESt in der Höhe von 27,5 Prozent zu Buche. "Wir zeigen damit unseren Kunden, was für sie die günstigste und vernünftigste Form für ihren langfristigen Vermögensaufbau ist", sagt Lintner.

Pensionsvorsorge

Neu ist im Programm auch die Möglichkeit, Finabro für die betriebliche Vorsorge zu nutzen. "In Österreich glaubt man noch immer, der Staat wird das mit der Pension schon richten", sagt Obling. Die zweite und dritte Vorsorgesäule sei daher nicht so stark ausgeprägt wie in anderen Ländern, etwa Dänemark. "Das Pensionsmodell zu verbessern ist eine Vision von mir", sagt Obling. Man führe diesbezüglich nun laufend Gespräche mit Unternehmern. Auch mit Banken kann man sich bei Finabro eine Zusammenarbeit vorstellen. "Banken haben die Kunden, wir die technische Lösung", sagt Obling.

Gegründet wurde Finabro 2016, seit rund einem Jahr ist das Fintech auf dem Markt aktiv. Ausschlag für die Gründung war für Obling ein Besuch mit seiner Mutter bei einer dänischen Bank. Sie wollte für ihre Pension vorsorgen. In der Beratung seien aber kaum Fragen gestellt worden zu ihren Wünschen und Ideen. Die vom Berater vorgeschlagene Produktauswahl sei dann zwar so weit okay gewesen, der Zehnjahresausblick der Bank aber sehr optimistisch. "Das war für mich der Auslöser: Das muss besser gehen." (Bettina Pfluger, 9.6.2018)