London/Wien – Geübte Schwammerlsucher wissen, dass es sich lohnt, einen genauen Blick auf die Bäume zu werfen, die im Suchgebiet wachsen: Da es Symbiosen zwischen bestimmten Pflanzen- und Pilzarten gibt, können Bäume gewissermaßen als Hinweisschilder fungieren, wo sich das Sammeln lohnen könnte.

Eine europaweite Studie, die im Fachjournal "Nature" veröffentlicht wurde, untermauert dieses alte Wissen nun auch mit Zahlen: Bäume sind demnach der wichtigste Faktor für das Vorhandensein von Pilzen. 23 Prozent der Pilz-Varianz könne man damit erklären, welche Arten von Bäumen es in einem Gebiet gibt, wie deren Blattchemie aussieht und unter welchen Umständen sie die Blätter abwerfen, berichten die Forscher um Sietse van der Linde von den Königlichen Botanischen Gärten in London. An der Arbeit war auch Ferdinand Kristöfel vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) in Wien beteiligt.

Schwammerlsuche im ganz großen Stil

Für die Arbeit wurden 29.644 Pilze aus ganz Europa gesammelt, vom nördlichen Skandinavien bis nach Süditalien. Ergänzt wurde dies um Daten zu knapp 10.000 Exemplaren aus früheren Studien. 82 Prozent der Pilze gehörten zu den Ständerpilzen (Basidiomycota), zu denen die meisten Speisepilze zählen – auch Steinpilze und Eierschwammerl. Bei den restlichen 18 Prozent handelte es sich um Schlauchpilze (Ascomycota), zu denen Morcheln und Trüffeln, aber auch die fruchtkörperlosen Hefe- und Schimmelpilze gehören.

Alle untersuchten Exemplare sind sogenannte Ektomykorrhiza-Pilze. Diese wachsen in die Wurzelrinde der Bäume hinein, um mit ihnen Nährstoffe auszutauschen. Durch diesen "Nährstoffhandel" kommen die Bäume viel besser an wichtige Substanzen als alleine. Außerdem sind sie dadurch besser vor Bakterien und schädlichen Pilzen geschützt. Die Pilze wiederum erhalten von den Bäumen durch Photosynthese produzierte Stoffe, die sie nicht selbst herstellen können.

Diese Symbiose ist so bewährt, dass es nicht verwundert, dass Bäume der wichtigste Faktor für Pilzvorkommen sind. Dicht dahinter folgt mit 21 Prozent der Pilz-Varianz aber bereits die Beschaffenheit des Bodens. Schon etwas abgeschlagen bestimmen noch die Geographie (14 Prozent) und das Klima (12 Prozent) das Vorhandensein von Pilzen mit. (red, APA, 7. 6. 2018)