Madison – Einen bereits seit Jahrzehnten anhaltenden unerfreulichen Trend haben Forscher der US-Klima- und Ozeanbehörde NOAA ausgemacht: Weltweit werden tropische Wirbelstürme offenbar immer langsamer – nicht was die Windgeschwindigkeit betrifft, sondern das Tempo, in dem sie sich über Land und Wasser schieben. Und je langsamer sie dahinziehen, desto größer sind die Schäden in den betroffenen Gebieten.

Der Trend

Zwischen 1949 und 2016 habe sich die Zuggeschwindigkeit solcher Wirbelstürme im Durchschnitt um zehn Prozent verringert, bilanziert NOAA-Forscher James Kossin im Fachjournal "Nature". Wirbelstürme über dem westlichen Nordpazifik wanderten um 20 bis 30 Prozent langsamer, über den Wasserflächen um Australien herum um 15 bis 20 Prozent.

Verantwortlich dafür ist laut Kossin vermutlich die globale Erwärmung. Sie schwäche die gesamte tropische Luftzirkulation ab und damit auch die Luftströme, die Wirbelstürme weitertragen. Zudem steige durch die Erwärmung mehr Wasserdampf auf, der niederregnen kann. Alle Weltmeere mit Ausnahme des nördlichen Indischen Ozeans seien davon betroffen. "Die beobachtete Verlangsamung um zehn Prozent geschah über einen Zeitraum, in dem der Planet sich um 0,5 Grad Celsius erwärmt hat", so Kossin.

In der zweiten Hälfte des Beobachtungszeitraums erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein solcher Wirbelsturm mit weniger als 20 km/h fortbewegt. Der Taifun Morakot über Taiwan kroch 2009 gar mit nur 5 km/h dahin. Taifune werden tropische Wirbelstürme im ostasiatischen bzw. westpazifischen Raum genannt. Im Ostpazifik und Atlantik heißen sie Hurrikans, im Indischen Ozean und Südpazifik Zyklone – es handelt sich aber stets um das gleiche Phänomen.

Die Folgen

Die Verlangsamung bleibt nicht ohne Folgen: "Diese Trends erhöhen mit großer Wahrscheinlichkeit die örtlichen Niederschlagsmengen und Süßwasser-Überschwemmungen", sagt Kossin. Die Folge: Es steigt das Risiko von Todesopfern.

Meteorologen rechnen damit, dass 2018 "nur" ein durchschnittliches Wirbelsturm-Jahr wird – was allerdings immer noch bis zu vier schweren Hurrikans im Karibik-Raum und den USA bedeuten würde. Außerdem hatte es ähnliche Prognosen schon für 2017 gegeben, und das entpuppte sich letztlich mit Verwüstern wie "Harvey", "Irma" und "Maria", die hunderte Menschenleben forderten, als schlimmstes Hurrikan-Jahr seit 2005. (red, APA, 10. 6. 2018)