Egal, ob für den Hausbau oder den Kauf einer Wohnung – für Experten ist es an der Zeit, sich die günstigen Kreditkonditionen längerfristig abzusichern.

Foto: APA/AFP/PHILIPPE HUGUEN

Wien – Kreditnehmer hatten es während der vergangenen Jahre fein, denn die Zinsen lagen am Boden. Davon profitierten Konsum und Immobilien. Jetzt zeichnet sich ein Ende der Nullzinspolitik durch die Europäische Zentralbank ab. Kreditnehmer tun nun also gut daran, ihre Kreditkonditionen abzusichern.

"Wer einen Kredit benötigt, sollte bald handeln. Wir gehen davon aus, dass spätestens 2019 wieder Bewegung in den Zinsmarkt kommt. Deshalb raten wir zu Fixzinsen", sagt Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Erste Bank Österreich, die eine Kreditentscheidung für Wohnfinanzierungen innerhalb von 24 Stunden garantiert. Wobei im Falle eines Finanzierungsbedarfs derzeit die fixe Verzinsung ohnehin am beliebtesten ist: Aktuell tendieren drei Viertel aller befragten Österreicher dazu; nur ein Viertel bevorzugt variable Zinsen, zeigt eine Imas-Umfrage für Erste Bank und Sparkassen.

Zinskrampus noch nicht in Sicht

Noch steht der Zinskrampus aber nicht vor der Tür: "In Europa wurde es den Amerikanern sehr oft gleichgetan, wenn es um Zinsanhebungen geht. Daran kann man sich aber derzeit nicht orientieren", sagt Wolfgang Maurer, Geschäftsführer des Kreditspezialisten Creditnet.at. Kommt eine Erhöhung? "Wenn, dann maximal um 0,25 Prozent oder noch weniger", ist Maurer überzeugt. "Bis Ende des Jahres erreicht der Euribor maximal den Wert von null Prozent, in den nächsten drei Jahren werden die Zinsen, wenn, dann nur moderat steigen – nämlich auf maximal ein Prozent, aber nicht höher", glaubt Maurer.

Wer rechtzeitig absichern will, hat noch die Wahl: "Fixzinsverträge bieten momentan eine günstigere Absicherung als die sogenannten Zins-Caps", erläutert der Creditnet-Chef. Eine weitere Möglichkeit, von den niedrigen Zinsen zu profitieren, sind die sogenannten "Bandbreitenmodelle", die einige Banken wie zum Beispiel die RLB oder die Bawag anbieten. Mit ihrer Hilfe können zum Beispiel die ersten zehn Jahre abgesichert werden, wobei die Untergrenze bei 1,3 Prozent liegen kann und die Obergrenze z. B. bei 4,4 Prozent", erklärt Maurer.

Flaches Terrain

Noch ist die Zinslandschaft aber flach. "Die günstigsten Immo-Kredit-Zinsen für Private gibt es derzeit im variablen Bereich ab 0,75 Prozent Aufschlag auf den Euribor", sagt der Creditnet-Chef. "Fünf Jahre fix kann man ab 0,875 Prozent, zehn Jahre fix ab 1,25 Prozent, bis 15 Jahre fix ab 1,5 und über 15 Jahre fix ab 1,875 Prozent bekommen. Für längere Zeiträume kosten 20 Jahre fix ab 2,125 Prozent Aufschlag und 25 Jahre fix ab 2,3", gibt Maurer Beispiele.

Wer sich die Zinsen absichern will, sollte aber wissen: "Der Eigenmittelanteil kann gar nicht hoch genug sein, oftmals kommt man nur so an die Topkonditionen", sagt Maurer. Effektivzinsen werden zudem von vielen Banken nicht ordentlich ausgewiesen. "Jeder Kreditnehmer sollte daher die anbotlegende Bank auffordern, den Effektivzinssatz korrekt zu berechnen", rät der Kreditexperte. Denn: "Banken vermeiden oftmals die Ausgabe von Krediten mit überlanger Laufzeit, die Institute stellen daher die Kreditvergabe mit Laufzeiten von über 40 Jahren ein", beschreibt Maurer das aktuelle Szenario. (Reinhard Krémer, 10.6.2018)