Damals war Walter Meischberger mit Grasser verärgert: Er hätte nicht mit seinem "vermeintlichen Busenfreund" Wolfgang Fellner reden sollen.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Im Korruptionsprozess gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP) und andere geben die Tagebucheinträge von Walter Meischberger Einblicke in dessen Verhältnis zu seinem Trauzeugen. Im Oktober 2009 ärgerte sich Meischberger über Grassers Interviews. Meischberger las bei der Verhandlung im Großen Schwurgerichtssaal seine handschriftlichen Tagebucheinträge selber vor.

Im Herbst 2009 wurde der Korruptionsverdacht bei der Buwog-Privatisierung erstmals öffentlich bekannt. Am 25. 10. 2009 heißt es im Tagebuch: "Der nächste Störfaktor an diesem Wochenende: Das wöchentliche vollkommen unnötige Interview von KH bei seinem vermeintlichen Busenfreund Fellner. Die xte Unschuldsbeteuerung, die deshalb nicht glaubhafter wird. Verpackt ist alles in einem fürchterlich schlechten Artikel, der nur darauf abzielt, mich als Trottel und KH als Opfer darzustellen. Ich habe KH nun schon oft eindringlich gebeten, nicht mit Fellner zu sprechen. Er macht es immer und immer wieder ..."

Verärgert über Grasser

Mit KH ist Karl-Heinz Grasser gemeint. Mit Fellner meinte Meischberger den Herausgeber der Tageszeitung Österreich, Wolfgang Fellner. Er sei damals verärgert über seinen Freund Grasser gewesen und habe dem Ausdruck verliehen, sagte Meischberger am Mittwoch.

Geärgert habe er sich auch, dass Grasser noch immer in einer Bürogemeinschaft mit ihm gewesen sei. Dazu nahm Grasser auf Fragen von Richterin Marion Hohenecker selber kurz Stellung. Großteils sitzt der Hauptangeklagte Grasser jedoch sonst völlig unbeteiligt auf der Anklagebank und studiert seine Unterlagen. Verärgert war Meischberger auch über den – nun mitangeklagten – Peter Hochegger: "Hochegger schreckt vor denunzierenden und falschen Aussagen nicht zurück", heißt es etwa über den früheren engen Geschäftspartner Hochegger in Meischbergers Tagebuch. Doch Meischberger wollte nicht untätig bleiben: Angesichts des Interesses von Journalisten an Hocheggers Firma Valora werde er "ein bisschen nachlegen", heißt es in Meischbergers Aufzeichnungen.

Auch ein Freiheitlicher, der sich damals kritisch zu Wort meldete, bekommt im Tagebuch sein Fett ab: Der ehemalige FPÖ-Generalsekretär Meischberger bezeichnet ihn als "NPD-Mann" und "Alkoholiker". (red; APA, 6.6.2018)