Die Zerstörung im Viertel Sadr City nach dem Bombenanschlag am Mittwoch.

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Bagdad – Zwei heftige Explosionen in einem Armenviertel der irakischen Hauptstadt Bagdad sollen am Mittwochabend mehrere Menschen getötet und dutzende verletzt haben. Die Nachrichtenseite "Iraqinews" berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass mindestens 20 Menschen getötet und mehr als hundert verletzt wurden.

Die kurdischen Nachrichtenportale "NRT" und "Kurdistan 24" gaben deutlich geringere Opferzahlen an. Offizielle Angaben der Behörden dazu gab es zunächst nicht. Die Schiiten gedenken derzeit des Imams Ali, des Schwiegersohns des islamischen Propheten Mohammed.

Verantwortung noch nicht geklärt

Laut "Iraqinews" handelte es sich um einen Bombenanschlag auf ein Munitionslager in einer schiitischen Moschee im Viertel Sadr City. Wer dafür verantwortlich ist, war zunächst unklar. Ähnliche Anschläge auf belebte Ziele im Irak waren in der Vergangenheit häufig von der sunnitischen Terrormiliz "Islamischer Staat" verübt worden.

Zu den explodierten Waffen zählten nach Angaben des Polizeibeamten schwere Waffen, darunter Mörsergranaten. Augenzeugen zufolge wurden mehrere Häuser weitgehend zerstört.

Politische Unsicherheit

Sadr City ist eine Hochburg des Schiitenführers Moktada Al-Sadr. Laut offiziellen Ergebnissen war seine Allianz mit den Kommunisten bei der Parlamentswahl am 12. Mai überraschend stärkste Kraft geworden. Platz zwei belegte demnach die Eroberungsallianz, die von früheren Kämpfern aus paramilitärischen Einheiten gegründet wurde, die mehrheitlich vom Iran unterstützt wurden. Die Liste des amtierenden Regierungschefs Haider al-Abadi wurde den Angaben zufolge nur drittstärkste Kraft.

Der Irak befindet sich derzeit in einer Phase politischer Unsicherheit. Das scheidende Parlament in Bagdad entschied am Mittwoch, dass alle Stimmen der Parlamentswahl erneut per Hand ausgezählt werden müssen. Außerdem setzten die Abgeordneten die Arbeit der Hohen unabhängigen Wahlkommission aus und setzte ihre neun Mitglieder ab. (APA, 7.6.2018)