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Finnische Forscher arbeiten an einer Endlagertechnik für die Ewigkeit.
Foto: dpa/Jochen Lübke

Helsinki – Die Luft ist angenehm temperiert, die Beleuchtung strahlend hell. Nur die groben Wände, aus denen offensichtlich riesige Felsbrocken herausgeschlagen wurden, erinnern daran, dass man sich 40 Meter unter der Erde in einem ehemaligen Steinbruch befindet. In der "Research Hall", einem unterirdischen Zentrum der größten finnischen Forschungsinstitution VTT, wird hauptsächlich Materialforschung betrieben.

Hier arbeitet man auch an einem ganz speziellen Projekt: einem Endlager für Atommüll. Ein derartiges Unterfangen konnte bisher noch nirgendwo auf der Welt realisiert werden. "Finnland wird das erste Land sein, das den Bau einer Atommülldeponie beginnt", sagt Konsta Sipilä, VTT-Forscher, der durch die Hallen führt. "Die letzten Baugenehmigungen werden im Laufe des Sommers erwartet."

Kupferkapseln für 5500 Tonnen Uran

In den VTT-Forschungshallen stehen Modelle jener Kupferkapseln, in denen der radioaktive Abfall tief in der Erde verbuddelt werden soll. Hier werden die Materialien unzähligen Tests unterzogen, die Schweißverfahren bis ins kleinste Detail geprüft, um jegliche Korrosion und das Eindringen von Wasser zu verhindern.

Der Atommüll soll bis zu 400 Meter unter der Erde im Felsen eingegraben werden.
Foto: Posiva

Die Brennstäbe sollen zuerst in gusseiserne Behälter eingeschlossen und diese in Kupferkanister gepackt werden. Diese bis zu fünf Meter hohen Kapseln mit einem Durchmesser von etwa 1,5 Metern sollen mit einer dicken Schicht Betonit umhüllt und bis zu 400 Meter in den Felsen eingelassen werden. 5500 Tonnen Uran sollen in 2800 Kesseln in der Deponie auf einem Gelände nahe dem finnischen AKW Olkiluoto unterkommen. Die Kapseln sollen so sicher gelagert sein, dass sie 100.000 Jahre sich selbst überlassen werden können. "Selbst eine neue Eiszeit dürfte dem System, das durch mehrere Barrieren geschützt ist, nichts anhaben", sagt Sipilä.

Finnen sind Pro-Atomkraft

Proteste gegen das Endlager gibt es laut Sipilä nicht: "Der generelle Trend in Finnland ist Pro-Atomkraft." Während in vielen Ländern ein schrittweiser Ausstieg aus der Kernkraft durchgeführt wird, sind in Finnland derzeit vier AKWs in Betrieb, eines ist in Bau, weitere sind geplant. Das Endlager, das von den beiden finnischen AKW-Betreibern gebaut wird, ist ein Jahrhundertprojekt: Erste Planungen begannen in den 1980er-Jahren, die Einlagerung soll in den 2020er-Jahren beginnen. Laut den aktuellen Plänen soll die Deponie bis 2120 versiegelt werden – für die Ewigkeit. (Karin Krichmayr, 9.6.2018)