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Rudy Giuliani zufolge hat Kim Jong-un "auf Händen und Knien" um einen Gipfel mit Trump "gebettelt".

Foto: REUTERS/Leah Millis

Washington/Pjöngjang – Wenige Tage vor dem historischen Gipfel mit Nordkorea haben die USA ihren Gesprächspartner brüskiert. Machthaber Kim Jong-un habe nach Worten des Anwalts von US-Präsident Donald Trump, Rudy Giuliani, "auf Händen und Knien" um einen Gipfel mit Trump "gebettelt". Die USA hätten das Treffen zunächst abgesagt, weil Nordkorea den USA mit einem Atomkrieg gedroht habe, sagte Giuliani bei einer Konferenz in Tel Aviv laut einem Bericht des "Wall Street Journal" vom Mittwoch.

"Kim Jong-un ging zurück auf seine Hände und Knie und bettelte darum, was genau die Position ist, in die man ihn bringen will", sagte Giuliani demnach. Nun, da der Gipfel wieder geplant sei, hätten die USA die Oberhand.

Trump zuversichtlich

Trump selbst weckte vor dem Gipfel mit Kim Jong-un hohe Erwartungen und schloss sogar eine Einladung an den nordkoreanischen Machthaber in die USA nicht aus. "Wir haben das Potenzial, etwas Unglaubliches für die Welt zu schaffen. Und es ist mir eine Ehre, daran beteiligt zu sein", sagte Trump am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mit Japans Regierungschef Shinzo Abe.

Trump schloss jedoch grundsätzlich selbst eine kurzfristige Absage des Gipfels nicht völlig aus. Er bekräftigte auch seine Absicht, den Verhandlungstisch verlassen zu wollen, sollte er mit dem Verlauf der Gespräche nicht zufrieden sein.

Mehrere Treffen möglich

Trump sagte, dass das Ziel der nuklearen Abrüstung Nordkoreas möglicherweise nicht bei einem einzigen Gipfeltreffen zu erreichen sei. Er halte es aber für möglich, dass es zu einem Friedensabkommen mit dem Land kommen könnte. Nach dem 1953 militärisch beendeten Koreakrieg hat es nie einen Friedensvertrag gegeben.

Auf die Frage, ob er Kim Jong-un in die USA einladen werde, sagte Trump, wenn der Gipfel am 12. Juni gut laufe, werde er dies sicherlich tun. Als Ort dafür brachte er das Weiße Haus ins Spiel.

Zusage, Absage, Zusage

Das Gipfeltreffen soll am Dienstag in Singapur stattfinden. Es gilt als historisch, weil noch nie ein amtierender US-Präsident mit einem amtierenden Machthaber des weitgehend isolierten Landes zusammengetroffen ist.

Im Mai hatte Trump den Gipfel zunächst unter Verweis auf "offene Feindseligkeit" Nordkoreas abgesagt. Da sich Pjöngjang dennoch weiter offen für Gespräche zeigte, änderte Trump kurz danach seinen Kurs wieder. Am Donnerstag wurde Singapurs Außenminister in der nordkoreanischen Hauptstadt erwartet, um den Gipfel in einem Luxushotel auf der zu Singapur gehörenden Insel Sentosa vorzubereiten.

Kritik an Menschenrechtslage

Vor dem geplanten Gipfeltreffen meldeten sich auch Menschenrechtsexperten zu Wort: Tomas Ojea Quintana, Sonderberichterstatter des UN-Menschenrechtsrates zur Lage in Nordkorea, verlangte am Donnerstag die Freilassung hunderter Gefangener. Es gebe Berichte, dass Menschen dort gefoltert und misshandelt würden und ihnen Nahrung verweigert werde. Eine Amnestie wäre ein Zeichen, dass Nordkorea es ernst meine mit der Öffnung zur Außenwelt. Die Menschenrechtslage müsse bei Verhandlungen mit Nordkorea angesprochen werden, verlangte Quintana. (APA, 7.6.2018)