Wien – Vor 20 Jahren hat der Verein LEFÖ die erste Interventionsstelle für Betroffene des Frauenhandels eröffnet. "2017 betreuten wir 327 Frauen und Mädchen – so viele Frauen wie niemals zuvor", sagte die Leiterin Evelyn Probst am Dienstag bei einer Veranstaltung anlässlich des Jubiläums im Bundeskriminalamt (BK) in Wien. Trotz vieler Fortschritte ist die Arbeit aber oft immer noch sehr schwierig.

LEFÖ arbeitet seit 15 Jahren eng mit der Wiener Kriminalpolizei zusammen. Anfangs war die Beziehung noch ein wenig angespannt. "Wir waren wie Hund und Katze, die sich nicht lieb haben", erinnerte sich Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperei und des Menschenhandels im BK. Eine "NGO die Polizisten erklärt, wie man Polizei spielt", war nur sehr schwer zu akzeptieren. Auch auf der anderen Seite war man eher skeptisch. Letztlich habe man sich aber "zusammengerauft" – und seitdem sehr erfolgreich zusammen gearbeitet. Die Polizei hat von der NGO etwa den opferzentrierten Ansatz übernommen.

Hürden für HelferInnen

Die Grundvoraussetzung, um Opfer von Menschenhandel überhaupt betreuen zu können, ist Probst zufolge ein gesicherter Aufenthalt. Und zwar auch dann, wenn die Betroffene – etwa aus Angst um sich oder Angehörige – nicht mit den Behörden kooperiert. In Österreich wird ihnen ein "Besonderer Schutz" erteilt, was einen Aufenthalt von zumindest einem Jahr garantiert. Das Ziel ist aber, der Frau durch Einbindung an Bildungseinrichtungen oder den Arbeitsmarkt zur Selbstständigkeit zu Verhelfen. "Das ist der Triumph der Frau über den Ausbeuter", sagte Probst.

Eine der größten Hürden für die HelferInnen ist der oft krasse kulturelle Unterschied zwischen den Herkunftsländern vieler Opfer und den Ländern, wo sie entdeckt werden. Giorgia Spiri, Staatsanwältin in Palermo, berichtete etwa von der gängigen Praxis, dass Opfer vor ihrer Abreise aus Afrika eine Art Voodoo-Ritual durchlaufen, bei dem sie überzeugt werden, dass sie sterben werden, falls sie nicht den Anweisungen Folge leisten. Um diese Menschen überhaupt erreichen zu können, entwickelten Spezialisten eine Art "Gegenritual", das im selben kulturellen Kontext arbeitet.

Schattierungen von Menschenhandel

Wie schwierig die Unterscheidung die verschiedenen Schattierungen von Menschenhandel oft sind, erläuterte Tatzgern anhand des Beispiels der Bettelei. Generell ist Bettelei aus Not heraus in Österreich erlaubt. Es existiert aber auch eine organisierte Bettelei, bei der es oft fraglich ist, ob die Betroffenen tatsächlich freiwillig mitmachen. Herauszufinden, ob es sich um Menschenhandel handelt, geht nur durch intensive Feldbeobachtungen. (APA, 7.5.2018)