Washington – In Washington fand in den vergangenen Tagen die Digestive Disease Week statt, eine der größten internationalen Tagungen von Experten aus allen Disziplinen, die sich mit dem menschlichen Verdauungsapparat beschäftigen. Mit dabei war auch ein Team der University of Alberta in Kanada, das die Ergebnisse einer frisch durchgeführten Umfrage im Gepäck hatte. Deren Thema war die Frage, was Menschen dazu motiviert, Forschung und Medizin ihren Kot zur Verfügung zu stellen.

Hintergrund Kot-Transplantationen

Nach solchen Kotproben besteht in der medizinischen Forschung ein dringendes Bedürfnis, erklärt Breanna McSweeney aus dem kanadischen Team. Vor allem für Kot-Transplantationen ("Fecal microbiota transplant, FMT) sind sie essenziell. Dabei werden die Ausscheidungen gesunder Menschen ins Gedärm von Patienten eingefügt, um dort deren geschädigte Darmflora wieder auf Vordermann zu bringen.

Die Methode wurde versuchsweise bereits bei verschiedenen Krankheitsbildern angewandt. Besondere Bedeutung kommt ihr laut den kanadischen Forschern im Kampf gegen Infektionen durch das Bakterium Clostridium difficile zu, einen häufigen Krankenhauskeim, der lebensbedrohliche Durchfallerkrankungen auslösen kann. Damit man im Darmtrakt Betroffener gesunde Bakterienkolonien etablieren kann, braucht man aber ein großes Reservoir von gesunden Menschen, die ihren Kot spenden.

Motive für eine Spende

Was potenzielle Spender motivieren kann, versuchte das Team mit einer Online-Befragung herauszufinden. 802 Menschen aus den USA, Kanada und Großbritannien nahmen daran teil. Immerhin erfordert eine solche Spende eine gewisse Selbstdisziplin, wie auch die Antworten der Teilnehmer zeigten: Die Unannehmlichkeit, den eigenen Kot einzusammeln, zu verstauen und dann ins medizinische Institut zu transportieren, wirkt auf viele abschreckend – ebenso sehr aber auch der simple Zeitaufwand.

Als Gründe, warum sie das trotzdem auf sich nehmen würden, gaben die Befragten überwiegend altruistische Motive an: Knapp 42 Prozent sagten, sie würden es tun, um anderen Menschen zu helfen. Nicht allzu weit dahinter mit gut 35 Prozent rangierte aber auch die Antwort, dass eine kleine finanzielle Kompensation durchaus ein Anreiz wäre, an einem solchen Programm teilzunehmen.

Das Überwiegen des altruistischen Motivs könnte man auch als Auswirkung des bekannten Effekts interpretieren, dass Menschen dazu neigen, in Fragebögen sozial erwünschte Antworten zu geben. Dass Altruismus tatsächlich ein wichtiges Motiv ist, sehen die Forscher aber durch ein weiteres Ergebnis bestätigt: Menschen, die es gewohnt waren, Blut zu spenden, zeigten sich im Schnitt bereitwilliger, auch ihren Kot zur Verfügung zu stellen. (jdo, 7. 6. 2018)