Vielleicht leben Sie nicht am Land, wo Ihnen und Ihren Liebsten jederzeit belebende Frischluft zur Verfügung steht. 

Gehen wir also in einem kleinen Gedankenexperiment von folgenden Voraussetzungen aus:

a) Sie leben in einer Wohnung im fünften Stock.
b) In Ihrer liebenswerten Familie befindet sich auch ein Kleinkind.
c) Ihre Wohnung verfügt leider über keinen Balkon.
d) Trotzdem möchten Sie Ihrem Baby jeden Tag den Aufenthalt in gesunder frischer Luft ermöglichen.

Die einfache Abhilfe: Bringen Sie an einem Ihrer Fenster einen dieser praktischen Baby-Käfige an. Ihr Kind wird es Ihnen ewig danken.

Glückliches Kinderlachen in luftigen Höhen.
Foto: Public Domain

Frische Luft ist gesund

Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts erstmals die gesunde Wirkung von frischer Luft auf die Entwicklung von Kleinkindern propagiert wurde, fand diese Erkenntnis auch rasch Eingang in diverse Elternratgeber, die schon damals gern gekauft wurden. Von da an war der Weg nicht weit zur Erfindung einer handlichen Baby-Box, die mit wenigen Handgriffen an einem Fenster montiert, jedem Kleinkind selbst im fünften Stock den konstanten Zugang zu erquickender frischer Morgenluft ermöglichte.
Besonders beliebt waren diese Mini-Balkons in englischen Wohnblocks der 20er- und 30er-Jahre. So sorgte unter anderem der Chelsea Baby Club, eine Kinderhilfe-Organisation, für die Verbreitung des Käfigs in Londoner Haushalten, die über keinen Garten verfügten.

Die Erfindung

Doch wer hat diese etwas eigenwillige und auch kurzlebige Erfindung in die Tat umgesetzt? Aus dem Jahr 1922 findet sich ein US-Patent einer gewissen Emma Read aus Spokane im US-Bundesstaat Washington. Es beinhaltet detailreiche Skizzen des "Portable baby cage".

Baby-Käfig-Patent von Emma Read (1922).
Foto: Public Domain

In recht blumigen Worten und äußerst umfangreich beschreibt Mrs. Read ihre Erfindung. Hier ein kurzer Auszug:

"Es ist bekannt, dass viele Schwierigkeiten bei der Erziehung und Unterbringung von Babys und Kleinkindern in überfüllten Städten aus gesundheitlicher Sicht auftreten", heißt es im Patent. "In Anbetracht dieser Tatsache ist es Zweck der vorliegenden Erfindung, eine bewegliche, rundum gesicherte Plattform für Babys und Kleinkinder bereitzustellen, die an der Außenseite eines Gebäudes neben einem offenen Fenster aufgehängt wird, in der das Baby oder das Kleinkind untergebracht werden kann ..."

Das folgende Video zeigt den alltäglichen Einsatz des Baby-Käfigs im Haushalt von Mrs. Morrows aus West-London. Sally und ihr großer Bruder Paul lieben ganz offensichtlich das Leben hinter Gittern:

British Pathé

Eine weitere Variante aus dem Jahr 1949:

British Pathé

Kleiner Zusatztipp: Sollte Ihr Kind dem Käfigdasein eines Tages tatsächlich entwachsen, kann der Fenster-Vorbau problemlos auch mit putzigen Meerschweinchen, Gürteltieren und/oder Stubentigern befüllt und somit problemlos einer vernünftigen Zweitnutzung zugeführt werden. (Kurt Tutschek, 15.6.2018)

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