Diese Tümmler-Männchen schwimmen nicht zufällig so eng nebeneinander: Sie haben eine enge Allianz gebildet.
Foto: Simon J Allen at the Dolphin Alliance Project

Zürich – Mit Menschen, die in allen sozialen Kontexten ihren individuellen Namen bewahren, vergleicht ein internationales Forscherteam in "Current Biology" das Kommunikationsverhalten von Delfinen. Deren hochfrequente Pfeiflaute haben nämlich eine individuelle Note, die selbst über weite Entfernungen zur Identifizierung geeignet ist. Und anders als viele andere Tiere gleichen die Delfine ihre Signale nicht an die von Artgenossen, die ihnen nahe stehen, an.

Forscher der Universitäten Zürich und Western Australia sowie der University of Massachusetts studierten Delfine in der Shark Bay von Westaustralien, wo Indopazifische Große Tümmler (Tursiops aduncus) leben, enge Verwandte des bekannteren und weltweit verbreiteten Großen Tümmlers (Tursiops truncatus). Bei diesen Arten können Männchen verschiedene soziale Bindungen eingehen: von engen Freundschaften, die sich oft über Jahrzehnte halten, bis zu eher losen Interessengemeinschaften.

Die Untersuchung

Mit Unterwassermikrofonen nahmen die Forscher die Pfeiflaute der Tiere auf und filterten die individuellen Stimmsignaturen von insgesamt 17 Exemplaren heraus. Anschließend untersuchten sie, wie stark die Identitätssignale innerhalb enger Allianzen und loserer Gemeinschaften waren. Es zeigte sich, dass es zu keiner wechselseitigen Anpassung kommt.

Für die Forscher war das ein ungewöhnlicher Befund, denn von anderen Tierarten – darunter auch sehr sozialen und intelligenten Spezies – weiß man, dass Paare oder Gruppen ihre Rufe einander annähern. So unterstreichen unter anderem einige Papageienarten, Fledermäuse, Elefanten und Primaten ihre Zugehörigkeit.

Bei den Tümmlern geschieht nichts dergleichen. Sie behalten ihre individuelle Note bei, unabhängig vom sozialen Kontext. Die Forscher vermuten, dass die Tiere so ihre vielen verschiedenen Beziehungen im Auge behalten können. So bewahren sie sich den Überblick über ihre eigenen Freunde, die Freunde ihrer Freunde, aber auch über Konkurrenten.

Spezies mit Sonderstellung

Studienerstautorin Stephanie King von der University of Western Australia resümiert: "Neben dem Menschen scheinen bisher nur Delfine ihre individuellen 'Namen' zu behalten, wenn es um die Bildung von engen und langen kooperativen Beziehungen geht." (red, APA, 10. 6. 2018)