Columbus – Dass die Kaffeemaschine so ungefähr das letzte Gerät ist, das ein Unternehmen einsparen würde, kommt nicht von ungefähr: Das Koffein macht müde Mitarbeiter munter. Forscher der Ohio State University wollten aber über die individuellen Auswirkungen hinausblicken und gingen der Frage nach, ob sich mit dem Kaffeekonsum auch Teamleistungen verändern.

Der Versuch

Dazu führten die Forscher um Amit Singh einige Experimente durch, für die sie ihre Probanden – 72 Studenten – erst einmal hinters Licht führen mussten. Der Hälfte der Probanden wurde weisgemacht, sie sollten den Geschmack von Kaffee bewerten. Dann gab man ihnen 30 Minuten Pause, damit das Koffein seine belebende Wirkung entfalten konnte. Anschließend sollten sie in Fünfergruppen ein kontroversielles Thema – konkret die "Occupy"-Bewegung – diskutieren und anschließend ihre Diskussionsbeiträge sowie die der anderen bewerten.

Als Kontrollgruppe erhielt die andere Hälfte der Versuchsteilnehmer erst nach der Diskussion Kaffee. In einem zweiten Experiment war die Aufteilung ähnlich: Hier erhielten 61 Studenten zwar allesamt vorab Kaffee, doch wurde die Hälfte von ihnen mit koffeinfreiem abgespeist.

Die Ergebnisse

Bei der Auswertung des Diskussionsverhaltens durch die Probanden selbst zeigte sich, dass diejenigen, die koffeinhältigen Kaffee getrunken hatten, sich selbst, aber auch den anderen Mitgliedern ihrer Diskussionsgruppen höhere Aufmerksamkeitswerte zuschrieben, als dies in den entkoffeinierten Gruppen der Fall war. Das Diskussionsklima wurde als produktiver und insgesamt positiver eingestuft.

Die Forscher betonen an dieser Stelle, dass erhöhte Aufmerksamkeit der Schlüsselbegriff ist. Die müsse nicht notwendigerweise durch Koffein zustande kommen – denkbar wäre beispielsweise, dass eine kurze Gymnastikeinheit zu ähnlichen Ergebnissen führen würde. Aber Kaffeetrinken gehe eben auch.

Bewertung

Und laut Singh beschränkt sich der Effekt nicht auf das subjektive Empfinden der Probanden. Die Forscher analysierten in einem weiteren Teil des Experiments nämlich ebenfalls das Verhalten der Diskutanten, diesmal auf möglichst objektive Weise. Sie stellten nüchtern fest, dass Kaffeetrinker ganz einfach mehr sprechen als Menschen ohne Koffein im Blut. Aber sie würden tendenziell auch stärker beim Thema bleiben, so die Auswertung – der Fokus aufs Wesentliche sei also geschärft.

Interessant auch das letzte Ergebnis des Versuchs: Das kontroversielle Diskussionsthema führte wie erwartet zum Aufeinandertreffen zustimmender und ablehnender Meinungen. Dennoch zeigten sich die Angehörigen der Koffein-Gruppe bei einer abschließenden Befragung bereitwilliger als die aus der Kontrollgruppe, sich wieder mit ihren Mitdiskutanten zusammenzusetzen – auch mit solchen, die andere Meinungen vertraten als sie. Die Schlussfolgerung der Forscher: Kaffeetrinken ist einem konstruktiven Gesprächsklima offenbar förderlich. (red, 11. 6. 2018)