Sollte die Steinhoff-Gruppe kippen, würde ein Megainsolvenzverfahren in Österreich stattfinden.

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Wien – Bei Steinhoff und der Österreich-Tochter Kika/Leiner gibt es ein leichtes Aufatmen. Große Gläubiger haben dem angeschlagenen Möbelhandelsriesen eine Gnadenfrist gewährt. Bis Ende Juni hat eine wichtige Kreditgebergruppe das Stillhalteabkommen verlängert. Man hofft offenbar, dass bis dahin vorliegende Ergebniszahlen mehr Klarheit in die verworrene Lage bringen.

Beachtlicher Schuldenberg

Diese Situation spielt übrigens zentral in Niederösterreich, denn: Die Steinhoff-Gruppe hat sich zentral über mehrere Zwischenholdings mit Sitz in Brunn am Gebirge, Rennweg 77, finanziert. Die Zahlen sind beachtlich, um nicht zu sagen: schwindelerregend. Über diverse Firmen hat Steinhoff 13 Milliarden Euro an Schulden angehäuft. Eine Steinhoff Europe AG gibt mit 5,5 Milliarden den Ton an, weitere 4,66 Milliarden sind bei einer Steinhoff Finance geparkt. Eine Steinhoff Möbel Holding Alpha kommt auf weitere schlanke 3,26 Milliarden Schulden. Die Zahlen beziehen sich auf 2016. Insgesamt gibt der Steinhoff-Konzern seine Schulden mit knapp zehn Milliarden Euro an. Die Differenz zu den Bilanzausweisen der Firmen in Brunn könnte damit zu tun haben, dass in der Zwischenzeit große Vermögenswerte verhökert wurden, um Liquidität zu generieren.

Sollte die Steinhoff-Gruppe kippen, würde ein Megainsolvenzverfahren in Österreich stattfinden. Genau diesen Worst Case will man durch das Stillhalteabkommen mit den Banken vermeiden. In einer Mitteilung von Steinhoff wird dann auch dezidiert auf das österreichische Insolvenzrecht Bezug genommen.

Und was heißt das nun für Kika/Leiner mit seinen 5000 Mitarbeitern, die ohnehin von einem Restrukturierungsprozess betroffen sind? Das blieb am Donnerstag unklar. Offenbar wird derzeit hektisch verhandelt, wie zu hören ist. Die Kreditversicherer sind ja abgesprungen, weshalb Lieferanten Vorauskasse verlangen. Ein Einlenken der Versicherer wurde zuletzt als unrealistisch bezeichnet.

Insolvenzexpertin an Bord

Kika/Leiner muss offenbar auch ein Insolvenzszenario durchspielen. Mit Ulla Reisch wurde dem Vernehmen nach eine absolute Expertin beigezogen. Sie hat gerade die komplexe Pleite der Airline Niki abgewickelt. (as, 8.6.2018)