Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: REUTERS/Sergio Perez

Wenn jemand aus der am Donnerstag vereidigten Regierungsriege des spanischen Sozialisten Pedro Sánchez Vorschusslorbeeren erhält, dann ist es Nadia Calviño. Die 49-jährige Ökonomin und Juristin aus Galicien ist die erste Frau an der Spitze des Wirtschaftsministeriums – sie ist damit das Symbol schlechthin für ein Kabinett mit elf Frauen und nur sechs Männern.

Hinter der Mutter von vier Kindern liegt schon jetzt eine steile Karriere. Nach zehn Jahren in der spanischen Verwaltung, wo sie es bis zur Generaldirektorin für Wettbewerb im Wirtschaftsministerium gebracht hatte, wagte sie 2006 im Tross des spanischen Sozialisten und Wettbewerbskommissars Joaquín Almunia den Sprung nach Brüssel in die EU. Dort war sie zuletzt die Nummer zwei des deutschen Kommissars für Haushalt und Personal, Günther Oettinger.

Jetzt geht es zurück in die Heimat. Für jährlich 140.000 Euro weniger – wie es die konservative Zeitung "ABC" auf den Punkt bringt – wird sie über das Defizit Spaniens zu wachen haben. Keine einfache Aufgabe, denn auch im elften Jahr nach Ausbruch der Krise verfehlt Spanien die EU-Vorgaben.

Ihre Karriere im Umfeld der spanischen Sozialisten macht Calviño nicht politisch blind. Die als sozialliberal geltende Frau unterhält hervorragende Beziehungen zum Landesvater ihrer Heimatregion Galicien, Alberto Núñez Feijóo. Dieser wird als möglicher Nachfolger des über das sozialistische Misstrauensvotum gestürzten Mariano Rajoy an der Spitze des konservativen Partido Popular (PP) gehandelt. Auch zu den rechtsliberalen Ciudadanos (Cs, "die Bürger") hat Calviño ein gutes Verhältnis. Die Cs brachten Calviño kürzlich sogar als Präsidentin der spanischen Notenbank ins Gespräch.

Calviño gilt als pragmatisch und als harte Gegnerin bei Verhandlungen. Die Haushaltsdisziplin ist mit ihr wohl kaum aufzuweichen, auch nicht, wenn es um den Sozialhaushalt geht. Dafür wird sie bereits im Voraus von den meisten Zeitungen Spaniens gelobt.

Doch die wichtigste Unterstützung erhielt Calviño von Frau zu Frau: "In einem entscheidenden Moment für die Europäische Union @NadiaCalviño als unsere neue Wirtschaftsministerin zu haben ist eine Garantie dafür, dass Spanien sein Gewicht in den europäischen Institutionen ausbaut. Herzlichen Glückwunsch, Nadia", twitterte niemand Geringerer als Ana Botín, Chefin des größten Finanzinstituts Spaniens und der weltweiten Nummer drei, Banco Santander. (Reiner Wandler, 7.6.2018)