Schloss zu haben: Die Eigentümerin eines Châteaus in Saint-Privat in Frankreich hat sich für eine kreative Vermarktungsmethode entschieden und versucht noch bis 12. Juli, ausreichend Lose für eine Verlosung zu verkaufen.

Foto: APA/AFP/MEHDI FEDOUACH

Ob die Verlosung in Saint-Privat über die Bühne gehen wird, ist derzeit noch offen. Mindestens 300.000 der insgesamt 500.000 aufgelegten Lose müssten dafür noch verkauft werden.

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Ein Schloss zu besitzen klingt gut – oft aber nur in der Theorie. Denn viele Schlossherren und -frauen müssen sich in ihrem Wohnalltag in historischen Gemäuern nicht mit Schlossgespenstern, sondern mit horrenden Renovierungs-, Instandhaltungs- und Heizkosten herumärgern. So manchem Eigentümer verging daher schon die Freude an seinem Schloss. Ein Verkauf ist aber nicht einfach. Einige Schlossbesitzer haben daher eine kreative Vermarktungsmethode wiederentdeckt, die schon vor einigen Jahren für Diskussionen sorgte: Sie versuchen, ihr Schloss zu verlosen.

Dafür werden Lose zum Preis von jeweils nur ein paar Euro verkauft – aber idealerweise so viele, dass für den Schlossbesitzer am Ende ein guter Preis für das Anwesen herausschaut. Wer dann viel Glück bei der Ziehung hat, kann mit ein paar Euro Einsatz ein ganzes Schloss gewinnen. Klingt großartig? Ganz so einfach ist die Sache nicht. Doch dazu später.

Absatzziel verfehlt

Zunächst ein Blick nach Großbritannien. Dort sind Hausverlosungen wieder in Mode. Die Schottin Susan DeVere hat das beobachtet. Und weil sie gern näher bei ihrer Mutter in England wohnen möchte, beschloss auch sie, ihr viktorianisches Schloss im Süden Schottlands zu verlosen. Insgesamt 550.000 Lose zu jeweils fünf Pfund, sechs Euro oder sieben Dollar legte sie auf. Mindestens 400.000 davon mussten verkauft werden, damit die Verlosung über die Bühne gehen konnte, teilte sie im Vorfeld mit. Menschen aus der ganzen Welt spielten mit, berichtet DeVere im Gespräch mit dem Standard, auch Österreicher. Vor wenigen Tagen fand auch eine Ziehung statt – das Schloss wechselt aber trotzdem nicht den Besitzer.

Das angepeilte Absatzziel wurde nämlich verfehlt. Stattdessen wurden drei Gewinner bekanntgegeben, die Geldpreise in Höhe von 65.000, 7000 bzw. 5000 Pfund gewonnen haben. Insgesamt wurden 107.000 Pfund (122.000 Euro) eingenommen, schreibt DeVere auf ihrer Website. 15 Prozent davon werden an wohltätige Organisationen gehen, 15 Prozent für die angefallenen Marketingkosten aufgewendet. Pech für all jene, die auf ein Schloss gehofft hatten.

Ziehung in Frankreich

Allerdings wird im Städtchen Saint-Privat in Frankreich schon die nächste Verlosung beworben. Ein 1667 erbautes Schloss ist angeblich 1,2 Millionen Pfund Wert. Zehn Pfund kostet ein Los, allerdings können nur Interessenten aus England, Schottland oder Wales mitmachen.

Das Schloss von Ruth Philips wurde bisher an Feriengäste vermietet. Es verfügt über neun Schlafzimmer, einen zwölf Meter langen Pool und zwölf Hektar Land. Die gebürtige Britin möchte das Schloss laut Medienberichten verkaufen, um das Geld in ihr Unternehmen zu stecken, das leistbares und umweltschonendes Wohnen realisieren will. Daher wird auch bei dieser Verlosung nichts dem Zufall überlassen: Mindestens 300.000 der insgesamt 500.000 Lose müssen verkauft werden. Die Ziehung ist für Anfang Juli anberaumt.

Erste Hausverlosung Österreichs

Verlosungen von Liegenschaften sind auch in Österreich nichts Unbekanntes. Vor knapp zehn Jahren fand in Klagenfurt die erste Hausverlosung der Alpenrepublik statt. Die Besitzerin einer Villa im Stadtteil Viktring legte 9999 Lose zu je 99 Euro auf. Das Interesse an der "99-Euro-Villa" war riesig, auch medial, rund 16.000 Lose hätten verkauft werden können. Bei der Ziehung im Jänner 2009 gewann ein damals 50-jähriger Kärntner die Villa. Sie befindet sich auch heute noch im Besitz seiner Familie.

"Hohes Restrisiko"

Begleitet wurde diese Hausverlosung von Notar Stefan Lindner aus Klagenfurt. Heute würde er keine Hausverlosung mehr übernehmen, sagt er zum Standard – und hält das Thema grundsätzlich für erledigt. Grund ist die zwölfprozentige Gebühr vom Erlös aus dem Losverkauf, die ans Finanzamt abgeführt werden muss – unabhängig davon, ob die Verlosung stattfindet oder nicht. Zu beachten sei außerdem, dass man mit dem Losverkauf keinen Gewinn erzielen darf (also der Verkaufserlös nicht über dem Verkehrswert liegen darf). Die zwölfprozentige Gebühr zu vermeiden habe man bei der ersten Hausverlosung noch geschafft, so Lindner. Es folgte kurz danach aber eine rechtliche Klarstellung, nun ist die Regelung wasserdicht. "Es ist ein hoher administrativer Aufwand mit hohem Restrisiko", so der Notar.

Er steht mit seiner Meinung nicht allein da. "Wir waren vor ein paar Jahren selbst nahe dran, die Abwicklung von Hausverlosungen anzubieten", erzählt auch der Rechtsanwalt Thomas In der Maur (Kanzlei Höhne, In der Maur & Partner). Es hätte zahlreiche Interessenten gegeben, am Ende habe man davon trotzdem Abstand genommen, weil neben der Gebührenbelastung eine "enorme Rechtsunsicherheit" bestehe. "Meines Wissens ist das heute völlig tot in Österreich", so In der Maur.

Nicht aber in anderen Teilen Europas: Die schottische Schlossbesitzerin Susan DeVere hofft nun doch noch auf ein Happy End: Ein Unternehmen habe sie kontaktiert, berichtet sie auf ihrer Website. Es wolle die Verlosung ihres Schlosses noch einmal professionell für sie durchführen. Good luck. (Martin Putschögl, Franziska Zoidl, 16.6.2018)