Zwischen Jazz und Bernstein: Cornelius Meister.

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Ja, er wird zurückkommen: In der Saison 2019/20 sind bereits Abende im Musikverein und an der Staatsoper geplant. Für die kommende Spielzeit möchte er sich jedoch auf seine Aufgaben in Stuttgart, Tokio und New York konzentrieren, teilte der scheidende Chefdirigent des RSO Wien (Radio-Symphonieorchester Wien) dem Musikverein-Publikum – in einem Brief im Programmheft – mit.

Zum Abschied versprühte er nochmals gute Laune und Energie und setzte neben der (klangschön umgesetzten) Siebten von Sibelius ungewohnte Programmakzente – zunächst die Uraufführung von John Beasleys Simplexity: Was wie ein grüblerischer Crossover-Versuch mit zwölftonigem Touch beginnt, mündet in ausgedehnte, Bebop-geprägte Solopassagen von Klavier, Jazz-Kontrabass, Saxofon und Schlagzeug und in groovige Riffs des symphonischen Kollektivs.

Das machte Publikum und Musikern Spaß und animierte den Dirigenten, den Solisten Frantisek Janoska (p), Stefan Bartus (b), Eberhard Reiter (sax) und Norbert Rabanser (perc) "zuzuwoohooen".

Dann gab es zweimal Leonard Bernstein, bei dem Meister und das RSO aus dem Vollen schöpften: zunächst bei den tiefgründigen Chichester Psalms, bei denen das Solo eines Wiener Sängerknaben zum berührenden Moment zwischen der Pracht des Wiener Singvereins und der Vitalität des Orchesters wurde, die sich schließlich bei den Symphonischen Tänzen aus der West Side Story nochmals steigerte. Sollte es ein weinendes Auge gegeben haben, wurde dies mit Temperament überspielt. (Daniel Ender, 9.6.2018)