Diese Kolumne ist einem einzigartigen Wesen gewidmet, das die Menschheit seit Jahrhunderten auf Trab hält und das für besonders intensive Wohnungsreinigung und zärtlich affenhafte Nähe sorgt. Die ungekrönte Königin der Köpfe: die Laus.

Generationen von Kindern trieben, weiß gesprenkelt mit Nissen, ihre Eltern zur Verzweiflung. Was wir alle an Stofftieren in Tiefkühlkisten gestopft, Gift in der Wohnung verteilt, uns die Haare mit Lausmitteln ruiniert und Trillionen an Kilogramm Lauswäsche durch diverse Maschinen gejagt haben! Eine beeindruckende Meisterleistung.

Die beeindruckendste bis jetzt war die Enttarnung eines feindlichen Agenten in Lausangelegenheiten. Die Kindergruppe hatte alles getan: gefroren, geputzt, einschamponiert. Es nutzte nichts.

Die Läuse kamen und kamen und kamen. Woche um Woche. Wären Einhorntränen die einzige Medizin dagegen gewesen, wir schwören, wir hätten sie gefunden. "Hast du alles gewaschen?", wurde zur Einstiegsfrage als Begrüßung. Bis, ja bis ein recht esoterisch Angehauchter eines Tages sagte: "Ich nicht. Ich brauche das auch nicht.

"Wieso?!!" "Ich habe einfach keine Resonanz zu Läusen."

Alle Augenpaare richteten sich blutunterlaufen auf ihn, einer Zombie-Apokalypse nicht unähnlich. Wir rückten in Kreisformation drohend näher. "Na, das Kind habe ich ja eh entlaust."

"UND DICH NICHT!!"

"Ich beweise es euch. Schaut her." Er streckte uns seinen Kopf entgegen. Wir fuhren tatsächlich in seine Haare. Wir sahen aus wie eine Affenhorde mit nur einem Patienten. "Seht ihr? Nix und wieder nix."

Da kam sie uns auch schon stolz entgegen: die Königinmutter, fett und wichtig und vermutlich beinahe zwei Zentimeter groß. Ein Lausmethusalem.

Wir machten kurzen Prozess. (Julya Rabinowich, 9.6.2018)