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Westen gegen Osten heißt es derzeit im gerade erst umgebauten Volksbankensektor.

Foto: Reuters/HEINZ-PETER BADER

Grobe Aufregung bis hin zu Abspaltungstendenzen gibt es derzeit im österreichischen Volksbankensektor. Das Match heißt Westen gegen Osten, die Volksbanken Vorarlberg, Tirol und Salzburg stemmen sich gegen die Volksbank (VB) Wien bzw. deren Plan, eine Kooperation mit der teilstaatlichen Österreichischen Post AG einzugehen.

Wie berichtet gibt es seit längerem Gespräche mit der Post, der ja ihr Bankpartner (die Bawag) abhandengekommen ist und den sie nun ersetzen möchte. Laut Post-Vorstandschef Georg Pölzl wird derzeit noch mit zwei Interessenten gesprochen. Pölzl will seine Entscheidung noch im ersten Halbjahr treffen, wie er diese Woche erklärt hat.

Bei der (von den Betroffenen nicht bestätigten) Volksbank-Variante soll sich die Post mit rund 30 Prozent an der VB Wien beteiligen. Mit dem Verkaufserlös könnte diese ihre Schulden bei der Republik Österreich zurückzahlen. Von ursprünglich 300 Millionen Euro sind noch 234 Mio. offen, die müssen bis 2023 in Tranchen zurückgezahlt sein.

Westliche Filialen nicht begeistert

Die westlichen Volksbanken können dem Post-Plan aber nichts abgewinnen. Bei dieser Variante müssten sie noch mehr von ihrer Eigenständigkeit aufgeben, die durch den strengen Haftungsverbund unter Federführung der VB Wien ("Zentralorganisation") ohnedies schon geschrumpft ist. Sie müssten wohl weitere Filialen schließen und weiter an der Kostenschraube drehen. Ein von den VB Vorarlberg, Tirol und Salzburg in Auftrag gegebenes Gutachten ergibt laut Trend, dass die Post-Variante samt Filialschließungen und Auslagerung von Kunden und Kundenbetreuern zur Post den drei Instituten "nachhaltigen, enormen Schaden" zufügen könnte.

Unter dem Projektnamen "Restart" haben die Volksbanken im Westen daher in den vergangenen Monaten ihren eigenen Plan B ausgetüftelt. Statt der Post-Variante schwebe ihnen eine recht radikale Variante vor, wie im Sektor kolportiert wird. Konkret: eine Bawag-Variante. In der würden die westlichen Sektorinstitute ihre Anteile an der VB Wien an die Bawag verkaufen. Weder VB Wien noch die genannten Sektorinstitute und die Bawag wollten dem STANDARD dazu etwas sagen.

Staat und Aufsicht für Post

Die Westbanken sind im Sektor sehr wichtig. Vor allem VB Tirol und Salzburg haben eine gute Eigenkapitalausstattung, was dem Rest des Sektors zupasskommt. Denn im Verbundmodell wiegt diese Stärke die Schwäche anderer Bundesländervolksbanken in Bezug auf die Eigenkapitalvorschriften auf.

Finanzministerium und Aufsicht haben den "unausgegorenen Ideen" (wie es dort heißt) der Volksbanken im Westen allerdings schon eine Absage erteilt. Beide sind für die Post-Variante. Der Bund, der rund 24 Prozent an der VB Wien hält, will sein Geld zurückbekommen, und die Aufsicht sieht im Geschäftsmodell der Volksbanken überschaubare Aussichten für die Zukunft. Sie hält die Postbankvariante für wachstumsversprechend.

Das Machtwort dürfte nun die VB Wien gesprochen haben. Sie als Zentralorganisation hat im strengen Volksbankenverbund das Sagen, ist weisungsbefugt und hat auch die Verpflichtung, Handlungen zu untersagen, die dem Verbund zuwiderlaufen. Und genau das soll sie nun getan haben. Zur Erinnerung: Im Gegenzug zu seiner Rettung musste der Sektor sparen, sich in einem engen, strengen Haftungskorsett zusammentun und fusionieren. Aus rund 55 regionalen Instituten wurden acht Bundesländervolksbanken und drei Spezialinstitute.

Am 19. Juni tagt der Aufsichtsrat der VB Wien, er soll entscheiden, ob finale Verhandlungen mit der Post geführt werden. Vorausgesetzt, die ist angesichts der sektorinternen Turbulenzen noch an einem Deal interessiert. (Renate Graber, 9.6.2018)