Kabul – Kurz nach der Ankündigung einer dreitägigen Waffenruhe in Afghanistan haben radikalislamische Taliban mehrere Polizeikontrollpunkte in der Südprovinz Kandahar überfallen und mindestens fünf Polizisten getötet. Mindestens drei weitere Polizeibeamte wurden bei den Überfällen in der Nacht auf Sonntag im Bezirk Arghandab verletzt, wie Gouverneurssprecher Daud Ahmadi sagte.

Der örtliche Fernsehsender 1TV berichtete unter Berufung auf ungenannte Sicherheitsquellen von mindestens zwölf Toten. Regierungsbeamte sind laut Beobachtern dafür bekannt, Opferzahlen für die Öffentlichkeit klein zu halten.

Erstmals seit dem Sturz der Taliban-Regierung vor 17 Jahren hatte die Taliban-Führung am Samstag eine dreitägige Waffenruhe zum Fest des Fastenbrechens angekündigt. Von 16. bis 18. Juni würden die Kämpfer ihre Angriffe auf afghanische Truppen einstellen. Die Waffenruhe gelte jedoch nicht für internationale Truppen. Zudem werde jeder Angriff des afghanischen Militärs erwidert.

Friedensverhandlungen ausweiten

Die Regierung in Kabul stellte daraufhin die Verlängerung einer bereits angekündigten Waffenruhe in Aussicht, sollten die Islamisten Wort halten. Die Ankündigung der Taliban, ihre Angriffe zum Fest des Fastenbrechens einzustellen, habe eine Gelegenheit geschaffen, die Friedensverhandlungen auszuweiten, sagte Präsidentensprecher Shah Hussain Murtazawi der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Präsident Ashraf Ghani hatte am Donnerstag eine befristete Waffenruhe mit den Taliban von 12. bis 20. Juni angekündigt. In den letzten Tagen des islamischen Fastenmonats Ramadan und über das Fest des Fastenbrechens würden die Sicherheitskräfte alle Angriffe auf die Islamisten einstellen, teilte Ghani mit. Sollten sich beide Seiten an ihre Ankündigungen halten, wäre es die erste Waffenruhe zwischen Regierung und Islamisten seit 2001.

Dennoch reißt die Gewalt seit dem Beginn der Frühjahrsoffensive der Taliban im April nicht ab. Bei Überfällen auf Kontrollposten in den Provinzen Kunduz und Herat hatten Talibankämpfer erst in der Nacht auf Samstag mindestens 40 Menschen getötet und mehr als 20 verletzt. (APA, 10.6.2018)