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Sebastian Vettel fuhr von Beginn an auf und davon.

Foto: Graham Hughes/The Canadian Press via AP

Montreal – Sebastian Vettel hat Lewis Hamiltons Paradestrecke im Sturm erobert und mit seinem Jubiläumssieg die WM-Führung an sich gerissen. Der Ferrari-Star gewann den Großen Preis von Kanada am Sonntag vor Mercedes-Pilot Valtteri Bottas, es war Vettels erster Triumph seit zwei Monaten, der 50. seiner Karriere – und ein Big Point im WM-Duell mit Hamilton: Der Weltmeister im Mercedes wurde nur Fünfter und liegt im Klassement nun wieder einen Punkt hinter Vettel.

Hamilton musste sich nicht nur Start-Ziel-Sieger Vettel und seinem eigenen Teamkollegen geschlagen geben, auch das Red-Bull-Duo Max Verstappen und Daniel Ricciardo war schneller als der Engländer. Für ihn bleibt es damit vorerst bei sechs Montreal-Siegen – der Kanada-Rekord von Michael Schumacher ist weiterhin einen Erfolg entfernt.

Hamilton hinter Erwartungen

Und dieses schwache Ergebnis kann Hamilton nur zum Teil auf einen technischen Nachteil zurückführen. Mercedes verwendete anders als Ferrari und Red Bull kein Motoren-Upgrade in Montreal, weil kurz vor der Abreise ein Qualitätsproblem am Antrieb festgestellt worden war. Die fehlende Leistung tat den Silberpfeilen weh. Allerdings war Hamilton auch Bottas in Qualifying und Rennen unterlegen.

Ex-Weltmeister Fernando Alonso erlebte in seinem 300. Grand Prix indes den nächsten Tiefpunkt bei McLaren: Kurz nach der Rennhalbzeit musste er seinen Boliden mit Problemen am Auspuff abstellen.

Crash nach dem Start

Die größte Gefahr für Vettels Sieg hatte noch am Start bestanden: Verstappen auf Rang drei ging anders als die Piloten vor ihm auf den weichsten Reifen ins Rennen und hatte damit einen Vorteil. Doch Vettel kam hervorragend weg, dahinter schob sich Verstappen neben den von Rang zwei gestarteten Bottas – der Finne entschied das Duell jedoch für sich und hatte wie Vettel die erste Prüfung bestanden.

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Verstappen und Bottas waren in der ersten Kurve Rad an Rad
Foto: Ryan Remiorz/The Canadian Press via AP

Nur Augenblicke später leisteten sich Lokalmatador Lance Stroll (Williams) und Brendon Hartley (Neuseeland) eine heftige Kollision im hinteren Feld, das Safety Car rückte aus, und die Konkurrenten rückten wieder nah zusammen. Vettel und Bottas gaben sich allerdings auch beim Restart keine Blöße und blieben vorn, dahinter folgten Verstappen und Hamilton. Vettel drehte mehrere schnellste Runden, brachte einige Sekunden zwischen sich und die Verfolger und bot diesen damit keinen Windschatten auf den langen Geraden.

Wie erwartet bewegten sich die drei Top-Teams in der Folge auf Augenhöhe. Verstappen und Hamilton kamen als erste an die Box, und Ricciardo nutzte dies zum Overcut: Der Australier drehte eine sehr schnelle weitere Runde und kam anschließend an die Box, auf diese Weise schob er sich an Hamilton vorbei – und in der Mercedes-Garage beobachtete Motorsportchef Toto Wolff das Treiben mit sichtbarem Unbehagen.

Langweiliges Rennen

Es wurde auch in der Folge nicht viel besser für Silber. Ohne den Vorteil der nächsten Motorenstufe konnte Mercedes keinen Druck ausüben, weder durch Bottas auf Vettel, noch durch Hamilton auf die Red Bulls. So entwickelte sich das Rennen in der zweiten Hälfte zur Prozession.

Lance Stroll verlor sein Auto und drückte Brendon Hartley in die Wand.

Vettel kontrollierte das Feld mit rund fünf Sekunden Abstand auf Bottas, dieser hielt Verstappen und Ricciardo ebenso deutlich auf Distanz. Dahinter kämpfte Hamilton zumindest noch um einen kleinen psychologischen Sieg: Nur ein Überholmanöver gegen Ricciardo konnte dem 33-Jährigen die WM-Führung erhalten.

Er kam dem Australier in der Schlussphase tatsächlich nahe, es reichte jedoch nicht mehr. Ganz vorne schien es nur kurzzeitig noch einmal spannend zu werden, als Bottas den Abstand auf Vettel Stück für Stück verkürzte. Dann jedoch leistete er sich einen haarsträubenden Fehler beim Überrunden. Und Vettels seit zwei Monaten erwarteter Jubiläumssieg war endlich perfekt.

Model sorgte für Fauxpas

Allerdings früher als geplant. Sebastian Vettel und seine Rivalen fuhren zwar die volle Distanz, doch das Rennen wurde nach nur 68 Runden gewertet, da das kanadische Model Winnie Harlow die Zielflagge zu früh geschwenkt hatte. Die 24-Jährige sorgte damit für Verärgerung bei den Piloten. "Sag ihnen, sie sollen nicht die Zielflagge schwenken, bevor es vorbei ist", beschwerte sich etwa Sieger Vettel via Boxenfunk.

Zum Glück änderte sich in den letzten beiden Runden nichts mehr an der Reihenfolge in den Punkterängen. Es war nicht die erste derartige Panne. So wurde etwa das Rennen 2014 in China ebenfalls zu früh abgewunken und mit zwei Runden weniger als ursprünglich geplant gewertet. (sid, APA, red, 10.6.2018)

Grand-Prix von Kanada, Endstand:

1. Sebastian Vettel (GER) Ferrari 1:28:31,377
2. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes +7,376
3. Max Verstappen (NED) Red Bull +8,360
4. Daniel Ricciardo (AUS) Red Bull +20,892
5. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +21,559
6. Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari +27,184
7. Nico Hülkenberg (GER) Renault +1 Runde
8. Carlos Sainz jr. (ESP) Renault +1 Runde
9. Esteban Ocon (FRA) Force India +1 Runde
10. Charles Leclerc (MON) Sauber +1 Runde
11. Pierre Gasly (FRA) Toro Rosso +1 Runde
12. Romain Grosjean (FRA) Haas +1 Runde
13. Kevin Magnussen (DEN) Haas +1 Runde
14. Sergio Perez (MEX) Force India +1 Runde
15. Marcus Ericsson (SWE) Sauber +2 Runden
16. Stoffel Vandoorne (BEL) McLaren +2 Runden
17. Sergej Sirotkin (RUS) Williams +2 Runden

Ausgeschieden: Fernando Alonso (ESP) McLaren, Brendon Hartley (NZL) Toro Rosso, Lance Stroll (CAN) Williams

Schnellste Runde: Max Verstappen (NED) Red Bull (Schnitt: 212,547 km/h/65. Runde)

WM-Stand (nach 7 von 21 Rennen):

1. Sebastian Vettel (GER) Ferrari 121
2. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 120
3. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes 86
4. Daniel Ricciardo (AUS) Red Bull 84
5. Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari 68
6. Max Verstappen (NED) Red Bull 50
7. Fernando Alonso (ESP) McLaren 32
8. Nico Hülkenberg (GER) Renault 32
9. Carlos Sainz jr. (ESP) Renault 24
10. Kevin Magnussen (DEN) Haas 19

Konstrukteurs-Wertung:

1. Mercedes 206
2. Ferrari 189
3. Red Bull 134
4. Renault 56
5. McLaren 40
6. Force India 28
7. Toro Rosso 19
8. Haas 19
9. Sauber 12
10. Williams 4

Nächstes Rennen: Grand Prix von Frankreich am 24. Juni in Le Castellet (Start: 16.10 Uhr)