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Neymar musste ein paar Mal vom Boden aufgeholfen werden.

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Marko Arnautovic weiß schon, wer Weltmeister wird.

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Gestern Wien, heute Früh schon Russland: Neymar sagt Tschüss.

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Wien – Seit dem 6. September 2013 hat Österreichs Fußball-Nationalmannschaft nicht mehr so hoch verloren wie am Sonntag gegen Brasilien. Und seit dem damaligen 0:3 im WM-Quali-Auswärtsmatch gegen Deutschland war das ÖFB-Team auch in keinem Länderspiel so chancenlos wie beim 0:3 gegen die Selecao. Der Rekordweltmeister führte dem Team von Franco Foda den Abstand zur Weltspitze deutlich vor Augen.

Selbst wenn es im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion vor allem in der ersten Hälfte die eine oder andere gute Phase gab – im Endeffekt war Brasilien klar überlegen, wie auch Marko Arnautovic gestand: "Wir haben gegen die beste Mannschaft der Welt gespielt, mehr gibt es darüber nicht zu sagen."

So schaut es aus

Deshalb müsse die erste Niederlage nach sieben Siegen nicht groß analysiert werden. "Wir brauchen nicht diskutieren, was der Fehler war und was nicht. Die werden der nächste Weltmeister – fertig", sagte Arnautovic.

Brasilien verfüge über eine "überragende Mannschaft von der Nummer 1 bis 50. Sogar die, die zu Hause sind, haben die Qualität, bei der WM mitzuspielen", erklärte der West-Ham-Legionär, der von einem Mittelhandbruch gehandicapt war. "Die Saison ist fertig, ich habe Schmerzen ohne Ende in meiner Hand. Jetzt bin ich froh, dass ich zu meiner Familie komme."

Brasiliens Hoffnung

"Man muss Vertrauen haben und träumen", meinte Neymar in den Stadionkatakomben. "Man kann davon reden als Brasilianer und davon träumen. Wir träumen Tag für Tag mehr. Träumen ist nicht verboten." Das tat Brasilien auch bereits bei der Heim-WM 2014, damals folgte einer Rückenverletzung von Neymar aber im Halbfinale der Kollaps gegen Deutschland (1:7).

Vier Jahre später scheint die Selecao unter Erfolgstrainer Tite noch besser in Schuss. Die Abhängigkeit von Neymar ist nicht mehr ganz so groß – und der 26-Jährige selbst rechtzeitig nach einem Ende Februar erlittenen Mittelfußbruch wieder in Form. "Das Spiel war gut, um Vertrauen zu bekommen", sagte Neymar über seine seither erste Partie von Beginn an. "Ich fühle mich immer besser vorbereitet auf die WM."

Neymar beklagt österreichische Härte

Die ÖFB-Spieler hatten sich mitunter über die theatralischen Einlagen des 222-Millionen-Mannes beschwert, der noch dazu alle Pfiffe vom Schiedsrichter bekam. Neymar selbst fand das Auftreten der Österreicher etwas rustikal. "Wir haben uns auch auf die UFC (Ultimate-Fighting-Championship, US-Kampfsportserie, Anm.) vorbereitet, aber es war gut", scherzte der Angreifer von Paris Saint-Germain. "Es gab genug Schläge, aber alle blieben unverletzt."

Auch Tite sah ein "physisches Spiel mit viel Kontakt", lobte aber, wie seine Mannschaft im Hinblick auf die WM (die weiteren Gruppengegner heißen Costa Rica und Serbien) damit umging. "Es war wieder ein Beispiel, dass dieses Team reifer geworden ist", meinte der Teamchef, unter dem die Brasilianer in 21 Spielen erst eine Niederlage kassiert haben. 2018 setzte es bei vier Testspielsiegen noch keinen Gegentreffer. Auch den Österreichern fehlte es im Finish an Substanz, um den Gegner noch einmal zu gefährden. Tite sah es nüchtern: "Die Gegner werden müde von der Beweglichkeit, die dieses Team hat."

Vor allem Philippe Coutinho glänzte in einer etwas zentraleren Rolle, die er einst schon bei Liverpool bekleidet hatte. Der Kreativspieler des FC Barcelona wurde im Team erstmals von Beginn an mit Neymar, Gabriel Jesus und Willian vor ihm aufgeboten – so könnte die brasilianische Offensive auch im ersten WM-Spiel aussehen. "Jetzt beginnen wir, an die Schweiz zu denken", sagte Tite.

Foda: "Das erwartet ihn bei der WM auch"

Teamchef Franco Foda wollte Neymars Aussagen nicht überbewerten. "Es war nichts Außergewöhnliches, was da auf dem Spielfeld passiert ist", erklärte er am Montag in einer Pressekonferenz. "Wir haben ganz normal gespielt. Das erwartet ihn bei der WM auch."

Seine Spieler seien nicht dafür bekannt, überhart zu spielen, betonte Foda. Man müsse Neymar aber auch ein wenig verstehen. Der 26-Jährige hatte nach einem Ende Februar erlittenen Mittelfußbruch erst vergangene Woche sein Matchcomeback gegeben. "Er war mehrere Monate verletzt. Da hat man vielleicht ein bisschen eine andere Sichtweise", meinte Foda. (APA, red, 11.6.2018)