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Wenn sich der zweitbeste Basketballer aller Zeiten entschieden hat, wird die NBA in der nächsten Saison eine andere Liga sein.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Jason Mille

Die 72. NBA-Saison ist seit dem Wochenende Geschichte und hat mit Golden State ihren langweiligen Meister gefunden. Wie die Kräfteverhältnisse im nächsten Jahr aussehen, hängt aber nicht davon ab, ob Durant und Curry und all die Warriors sich weiter vertragen oder ob Chris Paul endlich einmal in den Play-Offs fit bleibt. By the way: Mit einem nicht humpelnden Paul hätten die Houston Rockets Golden State geschlagen und wären jetzt wohl NBA-Champion. Hätti, tätti, wari. Wurscht.

Allein die Entscheidung, wo LeBron James nächstes Jahr spielt, wird entscheiden, wer die Favoriten auf die nächste Meisterschaft sind. Er ist der mächtigste Player, den die NBA in ihrem irrwitzigen Milliarden-Geschäft je gesehen hat.

Der 33-jährige James hat Erfahrung mit dem Zirkus namens Free Agency. 2010 verkündete er in einer halbstündigen hochpeinlichen TV-Show, dass er nach South Beach zu den Miami Heat wechselt. Dafür gab es massive Kritik. 2014 verkündete er seine Rückkehr nach Cleveland in einem emotionalen Brief, der auch in jedem Rosamunde Pilcher-Setting Platz gefunden hätte.

Geld und Titel

Dabei geht es Lebron schon um die knallharten Moneten, er hat bereits klar gemacht, dass er nur den höchst dotierten Vertrag unterschreiben möchte.Bei einem Salary Cap in der Höhe von etwa 101 Millionen Dollar, könnte James bei jedem anderen Team außer Cleveland einen Dreijahresvertrag über 111 Millionen Dollar unterschreiben. Aber es geht auch um sein Vermächtnis. (Stichwörter: "chasing the ghost from Chicago").

Wechsel-Szenarien gibt es zig, am meisten hat sicher Cleveland zu verlieren. Im NBA-Draft zieht der Vizemeister am 21. Juni den achten Pick, James kann aber erst ab 1. Juli seine Entscheidung verkünden. Ein junges Talent holen oder traden für bessere Meisterchancen für James? Der Verein steht unter Zugzwang. Und kann sich wohl kaum auf James verlassen. Tricky.

Los Angeles? HOUSTON?

Nachdem sich LeBron Minuten vor dem Schlusspiff der NBA-Finals auf dem Weg in die Kabine sogar von den Security-Männern und den Putzfrauen in der Halle verabschiedet hatte, ist sein Abgang mehr als wahrscheinlich. Im Westen sind die LA Lakers, die Clippers und auch San Antonio mögliche Optionen. Ein unglaubliches Szenario wäre ein Super-Team in Houston, aber wie die Rockets Chris Paul, Clint Capela und Lebron James neben James Harden und anderen laufenden Verträgen auf ihrer Gehaltsliste unter einen Hut bringen wollen, ist ein Mysterium. (Unter anderem wegen des wahnsinnigen Vertrags von Ryan Anderson – 20 und 21 Millionen Dollar in den nächsten beiden Jahren). Wenn es aber zu Team "Banana Boat" kommen soll, müsste Houston neben seinen Free Agents auch Anderson, Eric Gordon und P.J. Tucker los werden.

Im Osten ist Philadelphia ein logischer Kandidat, aber auch Boston hätte Möglichkeiten, James zu verpflichten. Ein Weggang zum Erzrivalen, den James in seiner Karriere auf dem Weg in die NBA-Finals immer wieder aus dem Weg räumte, wäre aber für den King wohl kaum vertretbar.

Ein Entscheidungsfaktor wird diesmal mehr denn je seine Familie sein. "Man muss bedenken, wie alt meine Kinder jetzt sind. Meine Familie ist immer ein großer Faktor, egal, was ich in meiner Karriere mache." LeBrons ältester Sohn LeBron Jr. (13) soll NBA-Talent haben, dazu gesellen sich noch Bryce (10) und die kleine Zhuri (3). Seine Sommer verbringt James gerne in verschiedenen Anwesen in Los Angeles. Aus seinem noch laufenden Vertrag mit den Cavaliers kann er bis Ende Juni per Option aussteigen. (Florian Vetter, 11.6.2018)

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