Angela Merkel war am Sonntag Gast bei Anne Will.

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Eine mühsame Konferenz mit einem sehr schwierigen Teilnehmer, danach ein Langstreckenflug nach Hause – die meisten wollen nach derlei Anstrengung nur noch ins Bett.

Nicht so die deutsche Kanzlerin Angela Merkel. Am Sonntag um 21.45 Uhr saß sie bei ARD-Talkerin Anne Will – kämpferisch, fast schon frisch und munter. 60 Minuten hatte sie die Bühne für sich alleine, und das nicht zum ersten Mal.

Ein paar Tage zuvor war die erste Befragung im Bundestag für Merkel recht erfreulich verlaufen. Die Opposition hatte sie eine Stunde lang mit handzahmen Fragen nicht in Verlegenheit gebracht.

Aber Anne Will ist nicht der Bundestag, vielmehr im Fragenstellen geschult und erfahren, und so hoffte man diesmal auf etwas mehr Kreuzfeuer. Zugegeben, in den ersten 30 Minuten war das nicht eben einfach.

Es ging um den G7-Gipfel und Trump. Was sollte Will da der Kanzlerin schon vorwerfen, wenn doch jeder weiß, wer der Problembär in diesem Format ist. So blieb ihr nicht viel übrig, als nach Merkels Machtlosigkeit zu fragen – was diese aber nicht aus der Fassung brachte.

Vielmehr konnte Merkel darauf hinweisen, dass die EU bei den Strafzöllen auf Stahl und Aluminium zurückschlagen werde. Und sie hatte Gelegenheit, einmal mehr für eine starke EU als Gegengewicht zu den USA und für sich als Ruhepol in unruhigen Zeiten zu werben.

Auch den innenpolitischen Teil überstand Merkel ohne Probleme, Will gelang es nicht, sie aufs Glatteis zu führen. Natürlich sei letztendlich sie selbst für die Zustände im Bamf verantwortlich, erklärte Merkel. Aber man bemühe sich ja um Besserung. Am Ende war klar: Auch diese Talkstunde konnte Merkel für sich verbuchen. (Birgit Baumann, 11.6.2018)