Jaunde – Die Gewalt im englischsprachigen Landesteil Kameruns zwischen Separatisten und Sicherheitskräften droht Amnesty International zufolge weiter zu eskalieren. Polizei und Militär hätten willkürlich Menschen festgenommen, gefoltert und sogar getötet, erklärte die Menschenrechtsorganisation. Tausende Menschen seien daher außer Landes geflohen, wie Amnesty am Dienstag in einem neuen Bericht erklärte.

Die Separatisten töteten Dutzende Sicherheitskräfte und schüchterten die Bevölkerung ein, kritisierte die Menschenrechtsorganisation. Kameruns englischsprachige Provinzen nahe der nigerianischen Grenze machen nur etwa 20 Prozent der Bevölkerung des westafrikanischen Landes aus. Seit Ende 2016 kommt es dort verstärkt zu Protesten gegen die französischsprachige Mehrheit des Landes. Die Regierung schaltete darauf unter anderem monatelang das Internet in der Region ab, um die Organisation von Demonstrationen zu erschweren. Eine Gruppe anglophoner Separatisten erklärte im Oktober unter dem Namen "Ambazonia" symbolisch die Unabhängigkeit ihres Landesteils.

"Die Menschen in Kameruns anglophonen Regionen sind im Griff einer tödlichen Gewaltspirale", erklärte Amnesty. Das rabiate Vorgehen der Sicherheitskräfte werde die englischsprachige Minderheit weiter an den Rand drängen und Spannungen weiter anheizen. Der Bericht stützt sich demnach unter anderem auf Gespräche mit 150 Zeugen der Gewalt sowie auf Satellitenbilder, die das Ausmaß der Vertreibung zeigen. (APA, dpa, 12.6.2018)