Bei Schönwetter hat Opportunity kein Problem mit der Energieversorgung. Derzeit jedoch bedroht ein Sturm seine Existenz.
Illustr.: NASA/JPL-Caltech/Cornell

Während Curiosity mit der Entdeckung von organischen Molekülen auf dem Mars wieder einmal im Rampenlicht steht, vergisst man gerne, dass noch ein weiterer Rover den Roten Planeten erforscht: Bei Nasas Opportunity auf der anderen Seite des Planeten – mittlerweile schon seit 15 Jahre im Dienst – sind die Nachrichten zur Zeit dagegen weniger gut. Der Roboter ist an seinem aktuellen Aufenthaltsort im Perseverance Valley am Mars-Äquator mitten in einen riesigen Sandsturm geraten, was ihn vorläufig zur Untätigkeit verdammt.

Der Sturm hatte vor einer Woche bereits eine Größe von 18 Millionen Quadratkilometern. Mittlerweile ist das "Monster" auf 41 Millionen Quadratkilometer angewachsen – das entspricht der Fläche Russlands und Nordamerikas zusammengenommen und mehr als einem Drittel der Marsoberfläche. Damit ist der Sturm umfangreicher als jener von 2007. Damals verdunkelte aufgewirbelter Staub den Himmel, was das Laden der Batterien durch Opportunitys Solarpanele verhinderte. Erst nach sechs Wochen löste sich der Sturm allmählich auf – und der Rover war knapp an einer Totalabschaltung vorbeigeschlittert.

Finstere Nacht

Diesmal könnte es noch schlimmer kommen. Bereits jetzt herrsche rund um den Rover "finstere, anhaltende Nacht", berichten Nasa-Mitarbeiter. Auf den Sturm aufmerksam wurden die Missionsverantwortlichen am 1. Juni. An diesem Freitag stellte der Nasa-Satellit Mars Reconnaissance Orbiter die ersten Ausläufer fest. Schon fünf Tage später fielen die Energiewerte bei Opportunity dramatisch, was die Nasa dazu zwang, alle Operationen vorübergehend einzustellen und auf Stromsparmodus umzuschalten.

Die Satellitenaufnahmen vom 6. Juni zeigen einen wachsenden Sandsturm auf der Marsoberfläche. Opportunity (hier mit blauem Punkt markiert), steckt mitten drin.
Foto: NASA/JPL-Caltech/MSSS

Auch diesmal besteht die Gefahr, dass aus der einstweiligen Pause eine permanente wird: Um im Energiesparmodus die Elektronik vor Schäden zu bewahren, darf sie nicht unter eine Temperatur von -37 Grad Celsius sinken. Wird eine bedrohliche Grenze erreicht, springen Heizelemente an und wärmen die elektronischen Bauteile. Dies kostet allerdings viel Strom: Die Batterien wären innerhalb kurzer Zeit leer und Opportunitys empfindliches Innenleben würde dem Kältetod anheim fallen.

Signal aus dem Sturm

Soweit ist der Rover allerdings noch nicht: Am Sonntag fing die Nasa ein Signal von Opportunity auf, das "trotz des sich verschlimmernden Sturms ein positives Zeichen" sei. "Die letzte Datentransmission zeigte, dass die Temperatur des Rovers bei -29 Grad Celsius liegt", berichtet die Nasa. Die das Leben des Roboters gefährdenden Umstände könnten zugleich auch seine Rettung bedeuten: Der selbe aufgewirbelte Staub, der den Himmel verfinstert, absorbiert auch Wärme, was lokal zu einem Anstieg der Durchschnittstemperaturen führen kann. (tberg, 12.6.2018)